Banken unter Stress! Warum die US-Liquiditätskrise Krypto-Kurse drückt

On Nov. 5, 2025 at 12:29 pm UTC by · 5 Min. read

US-Geldmarkt unter Spannung: SRF-Rekord, hohes TGA, Fed-Cut ohne Dezember-Garantie, Treasury-Firmen verkaufen Bitcoin. Der Krypto-Markt schreibt rot. Wie geht es weiter?

Die Ampel am US-Geldmarkt steht auf Gelb; nur ob es danach grün oder rot wird? Darüber streiten sich aktuell die Geister. Banken sichern sich wieder vermehrt Übernacht-Liquidität bei der Fed, das US-Finanzministerium zieht mit einem prallen Treasury General Account (TGA) Geld aus dem System, Firmen verkaufen ihre Bitcoin. Für Krypto bedeutet das zunächst Gift – Liquiditätsengpässe erzwingen Cash-Aufbau, nicht Risiko. Aber aus diesem kurzfristigem Druck könnte mittelfristig grünes Licht entstehen.

Der US-Geldmarkt im Stress

Die Fed hat die Zinsen am 29. Oktober um 25 Basispunkte gesenkt (Zielkorridor 3,75–4,00 %) und kündigte den QT-Stopp an – zugleich machte Jerome Powell klar, dass ein weiterer Schritt im Dezember „nicht garantiert“ ist. Für die Märkte heißt das: weniger planbare Lockerung, mehr Abhängigkeit von Tages-Funding. Marktakteure rechnen teils mit zügigen Balance-Sheet-Stützmaßnahmen, sollte der Stress anhalten. Lies hier weiter: Neue Kryptowährungen mit Potenzial nach der heutigen FED-Zinsentscheidung.

Am 31. Oktober wurde dann die Standing Repo Facility (SRF) so stark genutzt wie nie: 50,35 Mrd. US-Dollar. Die SRF stellt über besicherte Repos gezielt Puffer bereit und ist eine Art Dauer-Backstop-Leitung: Banken liefern Treasuries/MBS als Sicherheit und erhalten über Nacht Cash –das ist zwar kein QE, aber ein eindeutiges Zeichen für angespannte Finanzierung um Monatsenden. Wenn die Nachfrage explodiert, sind Bankreserven knapp  und Geldmarktsätze driften gegen die Obergrenze des Zielkorridors. Der Mindestbietsatz der SRF wurde nach dem Cut auf 4,00 % angepasst.

Ein weiterer Bremsklotz ist der Treasury General Account (TGA). Steigt der Kassenbestand des Finanzministeriums bei der Fed, sinken Bankreserven – Liquidität wird dem Markt entzogen. Ende Oktober lag das TGA mit fast einer Billion US-Dollar deutlich höher als noch Anfang Oktober. Das verschärft natürlich die Knappheit am Front-End, selbst wenn die Fed die Leitzinsen senkt.

Unternehmens-Kassen als Stimmungsbarometer: Sequans verkauft 970 BTC

Während einige Unternehmen ihre Bitcoin-Treasury-Strategien weiter ausbauen, liefert der französische IoT-Chiphersteller Sequans Communications aktuell ein Lehrstück dafür, wie volatil diese Strategien in der Praxis sein können.

Das Unternehmen hat nun am 4. November den Verkauf von 970 Bitcoin bestätigt – rund 30 Prozent seines Bestands – um 50 Prozent seiner Wandelanleihen aus einer im Juli 2025 begebenen Emission zurückzukaufen. Mit dem Schritt senkt Sequans seine Gesamtverschuldung von 189 auf 94,5 Millionen US-Dollar und reduziert damit das Verhältnis von Schulden zu Bitcoin-Nettovermögen (Debt-to-NAV) von 55 auf 39 Prozent. Damit verbleiben 2.264 Bitcoin im Unternehmensportfolio.

Laut der Pressemitteilung spricht Sequans von einer „strategischen Umschichtung der Vermögenswerte“, mit dem Ziel, die Finanzflexibilität zu erhöhen, die Eigenkapitalquote zu verbessern und zugleich die Option auf eine langfristige Bitcoin-Treasury beizubehalten. CEO Georges Karam betonte, der Verkauf ändere nichts an der grundsätzlichen Überzeugung des Unternehmens:

„Unsere Bitcoin-Treasury-Strategie und unsere tiefe Überzeugung in Bitcoin bleiben unverändert. Diese Transaktion war eine taktische Entscheidung, um unter den aktuellen Marktbedingungen zusätzlichen Shareholder-Value zu schaffen.“

Mit der teilweisen Entschuldung gewinnt Sequans laut eigenen Angaben Spielraum für Aktienrückkäufe, die Einführung bevorrechtigter Aktien und potenzielle Rendite-Generierung auf einen Teil seiner Bitcoin-Bestände. Das Unternehmen wolle künftig „disziplinierter und verantwortungsbewusster“ mit seinem Treasury-Portfolio umgehen – sprich: stärker auf Bilanzstabilität achten, ohne das Bitcoin-Narrativ aufzugeben.

Trotz des Bekenntnisses zu Bitcoin zeigt der Schritt, wie dünn der Grat zwischen Balance-Sheet-Optimierung und Kapitulation verläuft. Nicht jede Bitcoin-Treasury-Story ist krisenfest; irgendwann muss manchmal Liquidität geschafft werden, sei es zur Schuldenreduktion oder um operative Zwänge zu erfüllen.

Warum Bitcoin und Co. zunächst unter die Räder geraten

In Funding-Stress-Phasen zählt nur eines: Cash. Portfolios werden bereinigt, Margin wird freigemacht, Risiko wird reduziert – quer über Assetklassen. Entsprechend rutschte der Bitcoin-Kurs am 4. November unter 100.000 US-Dollar, nachdem das Sentiment bereits seit Mitte Oktober bröckelte. Für ein hochliquides, rund um die Uhr handelbares Asset ist Bitcoin in solchen Episoden oft Liquiditätsspender – das drückt natürlich den Kurs kurzfristig. Dieselben Spannungen erhöhen den Druck auf die Notenbank, Liquidität zu normalisieren – durch Backstops (SRF) und, wenn nötig, Balance-Sheet-Stabilisierung. Das ist die mittel- bis langfristige Chance für Bitcoin.

Aktuell notiert der Bitcoin-Kurs bei 102.000 US-Dollar wieder knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 100.000 US-Dollar. Eine ausführliche Coinspeaker-Prognose, wie es mit dem Kurs auf lange Sicht weitergehen kann, findest du hier: Bitcoin Prognose (BTC): Aktuell 2025 & langfristige Entwicklung 2026 – 2030

Fazit

Kurzfristig bleibt das Umfeld für Bitcoin und Co. schwierig. Solange Fed-Chef Jerome Powell die Option auf einen weiteren Zins­schritt im Dezember offenlässt und das Treasury General Account (TGA) weiter anschwillt, bleibt der Markt anfällig für Schwankungen. Anleger sollten vor allem drei Indikatoren im Blick behalten:

Erstens, das Volumen der Standing Repo Facility (SRF) – ob der jüngste Rekordabruf eine Ausnahme war oder auf anhaltenden Stress im Bankensektor hindeutet. Zweitens, die Spreads zwischen dem SOFR und dem Fed-Zielkorridor, die als Frühwarnsignal für Liquiditätsknappheit gelten. Und drittens, den Verlauf des TGA-Kontos: Fällt der Bestand, fließt wieder Kapital in den Markt – ein potenzieller Impuls für Risikoassets.

Mittelfristig hellt sich das Bild jedoch auf. Mit dem Ende des Quantitative Tightening (QT) zum 1. Dezember fällt eine der größten strukturellen Bremsen für die Geldmenge weg. Sollte der aktuelle Funding-Stress anhalten, dürfte der Druck auf die US-Notenbank steigen, zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen einzuleiten – und das wäre historisch betrachtet bullisch für die Krypto-Kurse.

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