Ethereum steht mit dem Fusaka-Upgrade vor dem größten Skalierungsschritt seit dem Merge: PeerDAS, höhere Gas-Limits und Passkey-Wallets – was heißt das für ETH-Anleger?
Am 3. Dezember 2025 soll das Fusaka-Upgrade als Hard Fork auf dem Mainnet aktiviert werden – der Countdown läuft. Während die Marketing-Erzählung vieler Krypto-Influencer Fusaka bereits als Wundermaschine für “sofortige Altcoin-Season“ verkauft, lohnt sich ein genauer Blick in die offiziellen Spezifikationen.
PeerDAS und Blobs: Wie Ethereum seine Datenlast neu verteilt
Wer heute Ethereum nutzt, landet in der Praxis immer häufiger gar nicht auf dem Mainnet, sondern auf einem Rollup wie Arbitrum, Optimism, Base oder zkSync. Zusammen sichern diese Layer-2-Netzwerke laut Daten von L2BEAT inzwischen gute 45 Mrd. US-Dollar an Vermögenswerten und wickeln ein Vielfaches der Transaktionen des Ethereum-Mainnets ab – sie sind damit längst ein Motor des Ökosystems geworden.
Damit diese Rollups günstig bleiben, hat Ethereum bereits 2024 mit dem Dencun-Upgrade sogenannte Blobs eingeführt: temporäre Datenspeicher auf Layer 1, in denen Rollups ihre gebündelten Transaktionen ablegen können, ohne den Mainnet-Speicher dauerhaft zu belasten. Fusaka setzt hier an und führt mit PeerDAS („Peer Data Availability Sampling“) die nächste Ausbaustufe ein.
Statt also dass jede Node im Netzwerk alle Blob-Daten vollständig speichern muss, werden diese Daten in viele kleine Stücke zerlegt und gleichmäßig auf die Nodes verteilt. Für die Sicherheit ist entscheidend, dass genügend unabhängige Knoten jeweils einen anderen Ausschnitt der Daten sehen – so lässt sich sehr zuverlässig feststellen, ob irgendwo „geschummelt“ wurde.
Die verfügbare Datenkapazität für Rollups wächst damit laut Roadmap in der ersten Ausbaustufe etwa auf das Achtfache, ohne dass einzelne Validatoren plötzlich High-End-Rechenzentren brauchen. Rollups können mehr Transaktionen pro Blob verpacken, ihre Kosten weiter senken – und genau das sollte sich mittelfristig in niedrigeren Gebühren und höherem Durchsatz auf den großen L2-Chains niederschlagen.
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Neuerungen
Schon im Februar 2025 hatten die Core-Entwickler das Block-Gaslimit von 30 auf 36 Millionen, später auf 45 Millionen erhöht. Durch Fusaka wird das Standard-Gaslimit nun auf etwa 60 Millionen Gas angehoben – getestet wurde dieser Wert in Devnets mit synthetischer Auslastung.
Ein Baustein sind Preconfirmations. Mit EIP-7917 erhält die Beacon-Chain einen deterministischen Blick nach vorn, welche Validatoren in der nächsten Epoche Blöcke vorschlagen werden. Auf dieser Basis können Wallets künftig quasi-sofortige Vorbestätigungen anzeigen: Das Netzwerk signalisiert mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass eine Transaktion im nächsten Block landen wird – auch wenn die finale Bestätigung noch aussteht. Für viele Nutzer fühlt sich das wie „Echtzeit“ an, ohne Konsenssicherheit zu opfern.
Ein zweiter UX-Hebel ist EIP-7951. Das bringt eine hardware-unterstützte Signaturprüfung direkt auf Layer 1 und öffnet damit die Tür für Passkeys, FaceID oder Fingerabdruck-Signaturen – also genau die Mechanismen, über die heute schon Milliarden Smartphones authentifiziert werden, ohne Seed-Phrases im Klartext zu verwalten.
“Trustless Manifesto”
Während es auf die letzten Vorbereitungen für Fusaka zugeht, veröffentlicht die Ethereum-Foundation ihr „Trustless Manifesto“ on-chain, Coinspeaker berichtete. In dem Dokument betonen Vitalik Buterin und Co-Autoren, dass Bequemlichkeitslösungen wie gehostete Nodes oder zentralisierte Relayer die „Glaubwürdige Neutralität“ von Ethereum untergraben und jede zusätzliche Abhängigkeit langfristig zum potenziellen Zensurpunkt werden kann.
Die Stiftung ruft Entwickler ausdrücklich dazu auf, Checkpoints und Intermediäre nur dann einzubauen, wenn sie sich nicht vermeiden lassen, und erinnert daran, dass „Trustlessness nicht nachträglich aufgesetzt werden kann, sondern der Kern des Systems ist“. Parallel wird der groß angelegte Holesky-Testnet nach Abschluss der Fusaka-Tests heruntergefahren – mit dem Argument, dass die Infrastruktur ihren Zweck erfüllt habe und Wartungskosten sowie Inaktivitäts-Probleme den Nutzen übersteigen.
In Kombination mit Fusaka ergibt sich das Bild eines Ökosystems, das gleichzeitig massiv skaliert und seine eigenen Prinzipien neu justiert. Während PeerDAS und Blob-Forks den Rollups mehr Luft verschaffen, versucht das Manifest, die Branche daran zu erinnern, dass jede „Abkürzung“ über zentrale Dienste einen Preis bei Zensurresistenz und Selbstverwahrung hat.
Signed the trustless manifesto!https://t.co/VhHlx3K2vt@thewizardofpos @yoavw pic.twitter.com/lOuz1W7DQL
— vitalik.eth (@VitalikButerin) November 13, 2025
Einordnung: Was bedeutet Fusaka für Anleger
Zwar besteht auch das Potenzial für einen psychologischen „Buy the rumor, sell the news“-Effekt, allerdings wird der aktuelle Marktzyklus von Makrodaten, ETF-Zuflüssen und Bitcoin-Kursbewegungen dominiert, nicht von einzelnen Protokoll-Upgrades.
Strukturell gesehen stärkt Fusaka genau diejenigen Bereiche, die in mittel- bis langfristigen Prognosen immer wieder als Treiber für Ethereum genannt werden: Layer-2-Aktivität, günstige Transaktionen, deflationärer ETH-Kurs durch Fee-Burn und institutionelle Nachfrage über ETFs; auch wenn die Nachfrage für Ethereum-ETFs zuletzt starke Abflüsse gesehen hat.
Für Anleger, die bereits ETH halten, gilt: Am Hard-Fork-Tag ist kein aktiver Handlungsbedarf nötig. Die Ethereum-Foundation weist ausdrücklich darauf hin, dass ETH nicht „umgetauscht“ werden muss und jede Aufforderung dazu ein Scam wäre. Wer dagegen etwa Validator oder Node-Operator bereitstellt, muss sicherstellen, dass bis zum Stichtag aktuelle Client-Versionen installiert sind, die Fusaka unterstützen. Für alle anderen wird sich die Wirkung eher subtil bemerkbar machen: niedrigere Gebühren auf L2, stabilere Blockzeiten, schnellere Bestätigungsanzeigen in Wallets.
Aktuell handelt der Ethereum-Kurs schwach bei rund 3.100 US-Dollar. Eine Möglichkeit, noch Ethereum zu kaufen? Oder geht es doch schon in den Bärenmarkt?
