Robert Kiyosaki warnt vor dem Ende des Japan Carry Trades und einem globalen Liquiditätscrash – und ruft (mal wieder) zur Flucht in Gold, Silber, Bitcoin und Ethereum auf.
Robert Kiyosaki, Autor des Bestsellers Rich Dad Poor Dad, meldet sich einmal mehr mit einer drastischen Warnung zu Wort. Diesmal steht nicht die US-Notenbank Fed im Zentrum seiner Kritik, sondern Japan – genauer: das Ende des sogenannten „Japan Carry Trade“. Dieser sei vorbei, die Blasen stünden unmittelbar vor dem Platzen. Seine Handlungsempfehlung bleibt die alte: Er setzt auf Gold, Silber, Bitcoin und Ethereum als Schutz vor einem von ihm prognostizierten Finanzcrash.
Was steck hinter dem Japan Carry Trade
Der „Japan Carry Trade“ ist gewaltig: Investoren leihen sich über Jahre extrem günstig japanische Yen, um in höher verzinste Anlagen zu investieren; etwa US-Staatsanleihen, Tech-Aktien oder Emerging-Market-Bonds. Solange die Zinsen in Japan nahe null bleiben und der Yen schwach ist, lohnt sich das extrem für die Investoren.
Schätzungen gehen inzwischen davon aus, dass in diesem Carry-Trade-Konstrukt weltweit Positionen in Höhe von bis zu 20 Billionen US-Dollar stecken. Der Hebel wirkt aber in beide Richtungen: Steigen die Renditen japanischer Staatsanleihen und der Yen wertet auf, wird die Refinanzierung ziemlich teurer. Investoren sind gezwungen, Positionen zu schließen, Kredite zurückzuzahlen und Asset-Verkäufe auszulösen.
Und genau das ist zum Besorgnis Vieler seit Mitte November zu beobachten: Die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen kletterte auf Niveaus, wie man sie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr gesehen hat. Parallel warnen Marktanalysten, dass ein unkontrolliertes Zurückdrehen des Carry Trades massiven Verkaufsdruck auf globale Anleihe-, Aktien- und Devisenmärkte auslösen könnte – insbesondere dort, wo Positionen mit hohem Leverage aufgebaut wurden.
Die Liquidität wird eng und für Bitcoin und Co. ist diese Entwicklung wegweisend. Erst diesen Montag Morgen mussten viele Kryptoanleger die Auswirkungen feststellen: rund 150 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung wurden aus dem Kryptomarkt gewischt und drückte den Bitcoin-Kurs kurzfristig unter 87.000 US-Dollar.
$BTC dumped cause BOJ put Dec rate hike in play. USDJPY 155-160 makes BOJ hawkish. pic.twitter.com/lG47l5cbCA
— Arthur Hayes (@CryptoHayes) December 1, 2025
Kiyosakis Crash-These: Liquidity Crunch wie 2008?
Für Kiyosaki fügt sich das Bild in ein größeres Narrativ. So erklärte er in einem ausführlichen X-Post, die von ihm seit 2013 erwartete „größte Krise der Geschichte“ habe begonnen und betreffe inzwischen die USA, Europa und Asien gleichermaßen. Er verweist dabei auf ein Zusammenspiel aus hoher Verschuldung, strukturellen Problemen am Arbeitsmarkt – verstärkt durch Künstliche Intelligenz – und Blasen an Immobilien- sowie Aktienmärkten.
In einem früheren Post vom 9. November legte er konkrete Zielmarken vor: Gold sieht er bis 2026 bei 27.000 US-Dollar, Bitcoin bei 250.000 US-Dollar, Silber bei 100 US-Dollar und Ethereum bei 60.000 US-Dollar.
Seine jüngste Japan-Warnung passt ins Bild: So ruft Kiyosaki ein mögliches Ende des Japan Carry Trades aus und warnt, die Deflation der Blasenmärkte werde jetzt beginnen. Gleichzeitig betont er, dass Inhaber von Gold, Silber, Bitcoin und Ethereum davon profitieren könnten, während der Rest der Welt ärmer werde. Interessant ist, dass Kiyosaki inzwischen ausdrücklich auch Ethereum neben Bitcoin nennt.
Ökonomisch erinnert das Szenario an historische Liquiditätskrisen, in denen die Jagd nach Cash systematisch Vermögenswerte unter Druck gesetzt hat. In einer Analyse, die die jüngsten Renditesprünge japanischer Staatsanleihen mit der globalen Schuldenlast verknüpft, warnen Beobachter vor einem „global dash for cash“, bei dem riskante Assets zuerst verkauft werden – ganz ähnlich wie 2008, als Kreditketten in Serie rissen.
Für Krypto-Anleger ist das zunächst kein Wohlfühlszenario: Wenn weltweit gehebelte Positionen abgebaut werden, trifft es meist zuerst die hochvolatilen Segmente – und damit Bitcoin und Ethereum; und das womöglich noch bevor der möglicher „Safe Haven“-Effekt greift.
Auch interessant: der Vergleich „Bitcoin vs. Gold“ auf Coinspeaker, der die Stärken und Schwächen beider Wertspeicher in Krisenszenarien gegenüberstellt.
Japan “Carry Trade” ended.
Watch out below. Bubble Markets about to deflate.
Standing by my mantra…buy gold, silver, Bitcoin, and Ethereum.
More recommendations on how to get rich while world collapses will follow in future Tweets.
Yes: you can get richer while world gets…
— Robert Kiyosaki (@theRealKiyosaki) November 29, 2025
Gold, Silber, Bitcoin, Ethereum: Flucht in „echte“ Werte
Der Bitcoin-Kurs lag am selben Tag bei knapp 91.000 US-Dollar, bevor der Renditeschock aus Japan einen weiteren Rücksetzer auslöste und den Kurs jenseits der 90.000 US-Dollar trieb. Aktuell notiert der Kurs laut Daten von Coingecko bei 85.900; 6.4 Prozent weniger als noch am Vortag.
Bitcoin-Kurs, Quelle: Coingecko
Auch Ethereum tut sich schwer: Auch wenn der Kurs hart versucht hat, die 3000 US-Dollar-Marke zurückzuerobern, haben die Bären vorerst die Oberhand. Der Kurs steht aktuell bei etwa 2,800 US-Dollar, ebenfalls ein Verlust von 7,3 Prozent zum Vortag.
Beide Assets haben zwar noch gewaltig Luft nach oben, aber eben auch erhebliches Korrekturpotenzial, zumal sich die jüngsten Bewegungen stark von globalen Liquiditätstrends treiben lassen.
Wer tiefer in die Frage einsteigen möchte, ob Bitcoin in einem Umfeld von Anleiheverlusten tatsächlich als „neuer Rettungsanker“ taugen kann, findet in einem ausführlichen Coinspeaker-Hintergrund zu Rekordverlusten am Anleihenmarkt und der Rolle von Bitcoin als möglichem sicheren Hafen.
Der Widerspruch: Crash-Prediger verkauft Bitcoin
Ein Punkt sorgt in der Szene für Stirnrunzeln: Nur wenige Tage nach seiner markanten 250.000-US-Dollar-Prognose für Bitcoin wurde bekannt, dass Kiyosaki selbst einen Teil seiner BTC-Bestände verkauft hat.
Im Zuge der starken Kursanstiege veräußerte er Bitcoin im Gegenwert von rund 2,25 Millionen US-Dollar, um das Kapital in private Unternehmen und Cashflow-orientierte Investments umzuschichten. In dem entsprechenden X-Post betonte er allerdings, dass er weiterhin Bitcoin halte, die Verkäufe primär der Diversifikation und seinem persönlichen Cashflow-Management dienten – nicht einer fundamentalen Abkehr von Krypto.
Gleichzeitig wiederholte er im November mehrfach, dass er bei fallenden Kursen eher zu weiteren Käufen neige als zu Verkäufen. So sei Bitcoin zwar am Crashen, doch er sei nicht im Verkaufsmodus, sondern warte ab – im Vertrauen darauf, dass „The Big Print“ Gold, Silber, Bitcoin und Ethereum langfristig aufwerten werde.
PRACTICING WHAT I TEACH:
I sold $2.25 million in Bitcoin for approximately $90,000.
I purchased the Bitcoin for $6,000
a coin years ago.With the cash from Bitcoin I am purchasing two surgery centers and investing in a Bill Board business.
I estimate my $2.25 million…
— Robert Kiyosaki (@theRealKiyosaki) November 21, 2025
Was bedeutet das für Krypto-Anleger?
Nimmt man die jüngsten Marktbewegungen und Kiyosakis Aussagen zusammen, ergibt sich ein zweistufiges Szenario:
Erstens, kurzfristig dominiert Liquidität, nicht Narrativ. Der Renditeschock aus Japan und der erste ernsthafte Test für den Yen Carry Trade haben gezeigt, wie schnell ein „Risk-off“-Schock Bitcoin und Ethereum nach unten ziehen kann. Dünne Orderbücher und hohes Leverage reichen bereits aus, um aus einer normalen Korrektur einen ausgewachsenen Liquidity Event zu machen.
Zweitens entscheidet langfristig die Frage nach „harten“ Werten. Wenn Kiyosaki recht behält und die Antwort der Politik auf kippende Märkte erneut im großflächigen Gelddrucken besteht, könnten knappe Assets wie Gold, Silber, Bitcoin und Ethereum tatsächlich profitieren.
Ob man dieser Sicht folgt, ist eine andere Frage. Klar ist allerdings, dass ein ungeordneter Abbau des Yen Carry Trades im Volumen von vielen Billionen US-Dollar ein Stress-Test für das gesamte Finanzsystem wäre; inklusive Kryptowährungen.
Kiyosaki polarisiert, aber liegt mit seinen Crash-Timings bisher jedenfalls oft daneben.Für eine nüchterne Einordnung, wie sich Bitcoin in einem Umfeld erhöhter Volatilität und Rücksetzer schlägt, lohnt ein Blick in die aktuelle Coinspeaker-Analyse zum Bitcoin-Crash 2025.
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