Putin sieht Kryptowährungen als unaufhaltsam, während sein Berater den USA vorwirft, Krypto zur Schuldenlöschung einzusetzen. Russland setzt auf eigene Coins.
Kryptowährungen sind längst mehr als nur Spekulationsobjekte für Anleger. Sie haben sich zu einem geopolitischen Werkzeug entwickelt, das Staaten einsetzen, um Machtverschiebungen im globalen Finanzsystem voranzutreiben. Die jüngsten Stellungnahmen von Putins Berater Anton Kobyakov zeigen, dass Kryptowährungen längst über Finanzmärkte hinaus zur politischen Waffe avanciert sind
Putins Botschaft über Kryptowährungen
Wladimir Putin hat ende letzten Jahres eine unmissverständliche Botschaft gesendet. Niemand könne Bitcoin oder andere Kryptowährungen verbieten, betonte er bei einer Investorenkonferenz. Digitale Zahlungsmittel seien Teil einer technologischen Entwicklung, die sich nicht aufhalten lasse. Kostenreduktion und Sicherheit seien dabei die Haupttreiber.
Diese Argumentation soll vor allem zeigen, dass Kryptowährungen langfristig bleiben werden, unabhängig vom Schicksal des US-Dollars. Putin stellt damit klar, dass er in Kryptowährungen nicht nur ein Finanzinstrument sieht, sondern ein Mittel, um die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern.
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Gesetzliche Schritte in Russland
Nur wenige Tage zuvor hatte Putin ein Gesetz unterzeichnet, das Kryptowährungen erstmals offiziell als Eigentum anerkennt. Diese Maßnahme wird als großer Schritt zur Regulierung des Marktes in Russland gesehen. Sie schafft einen rechtlichen Rahmen, der auch für internationale Handelsbeziehungen wichtig ist.
Der Kreml signalisiert damit, dass Kryptowährungen nicht nur toleriert, sondern strategisch eingesetzt werden sollen. Besonders im Hinblick auf westliche Sanktionen spielt diese rechtliche Neuerung eine entscheidende Rolle, da sie neue Wege für grenzüberschreitende Zahlungen öffnet.
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Kobyakovs provokante These
Anton Kobyakov, ein enger Berater Putins, brachte eine provokante These ins Spiel. Er behauptet, die USA bereiteten einen „Krypto-Trick“ vor, um ihre gigantischen Staatsschulden von rund 35 Billionen Dollar zu eliminieren. Die Idee sei, den Wert durch Stablecoins zu verschieben und damit Schulden auf Kosten der Weltwirtschaft abzuladen.
JUST IN: 🇷🇺 Russia slams 🇺🇸 US stablecoin push.
Special adviser to Putin, Anton Kobyakov, says it’s a scheme to shove $35T debt into crypto, devalue it, and reset the system.
— Bitcoin News (@BitcoinNewsCom) September 8, 2025
Kobyakov spricht damit von einer Art Schuldenschnitt, der nicht offiziell erklärt, sondern über digitale Mechanismen verschleiert würde. Er warnte, dass ein solcher Schritt geopolitische Schockwellen auslösen könnte und die globale Finanzordnung ins Wanken bringt.
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Parallelen zu den USA
Laut Kobyakov wäre dies nicht das erste Mal, dass die USA ihre Finanzprobleme auf globaler Ebene lösen. Er zog Parallelen zur Weltwirtschaftskrise in den 1930ern und zur Aufhebung des Goldstandards in den 1970ern. Beide Male habe Washington ungewöhnliche Schritte unternommen, um die eigene Position zu sichern.
Kobyakov deutet darauf hin, dass die heutige Entwicklung nur eine moderne Variante dieser Praxis sei. Kryptowährungen würden dabei den Platz früherer Instrumente einnehmen und dieselben Ziele erfüllen: die USA auf Kosten anderer Staaten zu entlasten.
Russlands Antwort mit eigener Kryptowährung
Russland selbst setzt immer stärker auf Kryptowährungen, um westliche Sanktionen zu umgehen. Nach dem Ausschluss aus dem SWIFT-System und eingefrorenen Auslandsguthaben ist digitale Infrastruktur eine logische Alternative. Bereits 2025 will Russland eine eigene digitale Zentralbankwährung einführen.
🇷🇺 Russia is setting up two Cryptocurrency exchanges—one for international trade, one for Russian — alongside its own stablecoin. Wave "bye" to another aspect of sanctions. pic.twitter.com/QnKyxGogNp
— James Porrazzo (@JamesPorrazzo) August 23, 2024
Parallel wurde mit der Einführung des rubelgebundenen Stablecoins A7A5 ein neuer Weg eingeschlagen, der Handelsgeschäfte erleichtern soll. Damit schafft Russland ein Finanzinstrument, das sich der Kontrolle westlicher Regierungen entzieht und neue Spielräume für Unternehmen öffnet.
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Lehren aus Tether-Sperren
Dieser Schritt war eine Reaktion auf westliche Maßnahmen, die russische Kryptobörsen wie Garantex ins Visier genommen haben. Auch die Sperrung von Millionenbeträgen in USDT durch Tether zeigte Russland, wie abhängig es von westlich dominierten Strukturen ist.
Der Aufbau eigener Stablecoins bietet daher mehr Kontrolle und weniger Angriffsfläche für Sanktionen. Russland signalisiert damit klar, dass es seine finanzielle Souveränität ausbauen will, egal wie der Westen reagiert.
Europas digitaler Krypto-Gegenentwurf
Nicht nur Russland und die USA treiben Krypto-Pläne voran. Neun große europäische Banken arbeiten derzeit an einem eigenen Stablecoin. Ziel ist es, eine unabhängige digitale Infrastruktur zu schaffen, die weder vom Dollar noch vom Rubel abhängig ist.
Damit will Europa eine dritte Kraft im globalen Wettlauf um die digitale Währung etablieren. Dieser Schritt soll nicht nur die wirtschaftliche Unabhängigkeit stärken, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone im Finanzsektor sichern.
Geopolitische Bedeutung für die Zukunft von Kryptowährungen
Dieser europäische Ansatz zeigt, dass Kryptowährungen längst ein geopolitisches Machtinstrument sind. Während die USA Krypto angeblich zur Schuldenbewältigung nutzen und Russland es gegen Sanktionen einsetzt, will Europa Souveränität sichern.
Damit entsteht ein neuer Wettbewerb, der weit über Technologie hinausgeht. Die Grundlagen des globalen Finanzsystems geraten ins Wanken, wenn drei Machtzentren parallel an eigenen digitalen Währungen arbeiten.
Globale Signalwirkung und Machtverschiebungen
Die Debatte um Kryptowährungen zeigt, wie stark die Finanzordnung derzeit unter Druck steht. Putins Aussagen und Kobyakovs Warnungen sind mehr als nur wirtschaftliche Analysen. Sie sind politische Signale, die den Anspruch Russlands auf eine größere Rolle im internationalen System untermauern sollen. Gleichzeitig spüren auch andere Staaten, dass der Dollar als Leitwährung an Stabilität verliert. Kryptowährungen wirken hier wie ein Katalysator, der bestehende Machtverhältnisse infrage stellt.
Für Anleger, Unternehmen und Regierungen bedeutet dies, dass digitale Währungen nicht mehr nur Nischeninstrumente sind. Sie entwickeln sich zu geopolitischen Werkzeugen, die Sanktionen abmildern, Schuldenmodelle verschieben und alternative Zahlungsräume öffnen können. Während Europa versucht, ein Gleichgewicht zu schaffen, und die USA ihre Dominanz sichern wollen, geht Russland mit seinen Projekten gezielt in die Offensive. Damit deutet sich eine neue Phase an: Der Wettkampf um Währungen wird digital, schneller und politisch weit brisanter als in früheren Jahrzehnten.
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