Ein NCA-Beamter stahl Bitcoin im Millionenwert während einer Ermittlung – und flog Jahre später durch Blockchain-Spuren auf.
Ein Ermittler, der selbst zum Täter wurde – der Fall Paul Chowles liest sich wie ein Drehbuch für einen Cyberthriller. Was als gewöhnliche Untersuchung der dunklen Machenschaften im Netz begann, entpuppte sich als ein beispielloser Fall von Korruption innerhalb der britischen Verbrechensbekämpfung. Wie der ehemalige NCA-Officer 50 Bitcoin stahl, die nun Millionen wert sind, und weshalb ihn die Technik doch noch überführte, erfahren Sie in diesem aufschlussreichen Artikel.
Ein Ermittler auf Abwegen: Der Fall Paul Chowles
Paul Chowles, ein erfahrener Ermittler der britischen National Crime Agency (NCA), galt lange als versierter Experte im Bereich der Cyberkriminalität. Als technikaffiner Spezialist spielte er eine Schlüsselrolle bei der Aufarbeitung illegaler Darknet-Aktivitäten – doch niemand ahnte, dass er selbst zu einem Teil des kriminellen Netzwerks wurde.
Im Jahr 2017 nutzte Chowles seine privilegierte Position innerhalb einer Ermittlung zu Silk Road 2.0, um unbemerkt 50 Bitcoin zu entwenden. Diese stammten aus dem sogenannten „Retirement Wallet“ des Silk-Road-Betreibers Thomas White, der zu diesem Zeitpunkt im Visier der Ermittlungen stand.
🚨A cop from Britain’s top law enforcement agency stole £4.4m in Bitcoin.
NCA officer Paul Chowles, from Bristol, was meant to be investigating drug dealer Tom White.
Instead, he helped himself to 50 of White's seized Bitcoin.
This week, Chowles was jailed for 5.5 years. 😬 pic.twitter.com/PF3APZ8FCK
— Rebecca Tidy (@DrRebeccaTidy) July 17, 2025
Vom Beweisstück zur Beute: Der raffinierte Diebstahl
Zwischen dem 6. und 7. Mai 2017 transferierte Chowles die gestohlenen Coins in kleine Einzelbeträge. Mithilfe der Mixing-Plattform Bitcoin Fog verschleierte er die Transaktionen, um seine Spur zu verwischen. Die Technik dahinter ist komplex – und damals glaubte man, der Täter hätte den perfekten Weg gefunden, um unentdeckt zu bleiben.
Er hatte direkten Zugang zu den beschlagnahmten Geräten von Thomas White und nutzte sein Wissen über Wallets, Passwörter und Blockchain, um die Kontrolle über die Kryptowährungen zu erlangen. Die gestohlenen Bitcoin waren damals rund 77.000 US-Dollar wert – heute wären sie mehr als 5,6 Millionen.
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Jahrelang unentdeckt – bis die Bitcoin Blockchain sprach
Der Fall schien abgeschlossen. Die NCA nahm fälschlicherweise an, Thomas White habe aus dem Gefängnis Zugriff auf seine Wallets erhalten. Der Diebstahl wurde als unerklärlicher Vorfall ad acta gelegt – bis 2022 plötzlich wieder Bewegung in den Fall kam.
Eine neue Durchsuchung in Chowles’ Wohnhaus förderte entscheidende Beweismittel zutage: Geräte mit privaten Schlüsseln, Notizbücher mit Zugangsdaten und Transaktionsaufzeichnungen. Mithilfe von Chainalysis konnte die Spur der gestohlenen Coins trotz der Nutzung von Bitcoin Fog eindeutig bis zu Chowles zurückverfolgt werden.
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Ein Leben in Lüge: Wie Chowles sein Bitcoin Verbrechen tarnte
Um die Kryptowährung nutzbar zu machen, konvertierte Chowles das digitale Geld mit Hilfe von Cryptopay- und Wirex-Debitkarten. Insgesamt führte er 279 Transaktionen durch – mit einem Volumen von über 144.000 Dollar. Er lebte unauffällig, fast so, als sei nichts passiert.
Sein Alltag ging weiter, die Karriere schien intakt. Kollegen vertrauten ihm, da er als absoluter Experte für Cyberkriminalität galt. Erst durch die forensische Analyse und das Wiederaufgreifen des Falls 2022 fiel das gesamte Lügengebäude zusammen.
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Urteil mit Signalwirkung: Niemand steht über dem Gesetz
Im Juli 2025 wurde Chowles vom Liverpool Crown Court zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Anklage lautete auf Diebstahl, Geldwäsche und Verschleierung von Vermögenswerten. Gleichzeitig wurde er offiziell aus dem Dienst der NCA entlassen.
Die Ermittler betonten, dass der Fall zeige, wie selbst autorisierte Ermittler zur Rechenschaft gezogen werden können. Dank neuer gesetzlicher Befugnisse seit 2024 konnte die NCA effektiver mit digitalen Vermögenswerten umgehen. Nun wird eine Vermögensabschöpfung angestrebt, um die Beute zurückzuführen.
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Technik als Aufklärer: Blockchain schlägt Anonymität
Lange galt die Blockchain für viele Kriminelle als sicherer Hafen. Mit Tools wie Bitcoin Fog hofften Täter, ihre Spuren endgültig zu verwischen. Doch der Fall Chowles zeigt, dass sich selbst komplex verschleierte Transaktionen rückverfolgen lassen – wenn moderne Analysetechnologien und erfahrene Experten zusammenkommen.
Firmen wie Chainalysis haben sich darauf spezialisiert, genau diese Muster sichtbar zu machen. Sie verfolgen Wallets, identifizieren verdächtige Strukturen und arbeiten eng mit Strafverfolgungsbehörden weltweit zusammen. Die Digitalisierung der Kriminalität wird damit zunehmend zu ihrem eigenen Risiko.
Vertrauensverlust in Behörden: Der Schaden reicht über Millionen hinaus
Neben dem finanziellen Schaden steht vor allem das beschädigte Vertrauen in die Integrität der Strafverfolgungsbehörden im Fokus. Wenn Ermittler, die gegen Cyberkriminalität vorgehen sollen, selbst zu Tätern werden, stellt das grundlegende Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit infrage.
Die NCA hat Konsequenzen gezogen, indem sie interne Kontrollmechanismen überarbeitet und zusätzliche Schulungen eingeführt hat. Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Es war nicht ein System, das versagt hat – sondern ein Mensch, der seine Macht missbrauchte.
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