Fed senkt Leitzins zum dritten Mal in Folge und beendet QT
Die Fed senkt den Leitzins zum dritten Mal in Folge und signalisiert das Ende von Quantitative Tightening – doch Bitcoin und Ethereum reagieren vorerst verhalten. Wie geht es jetzt weiter?
Die US-Notenbank senkt den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 25 Basispunkte auf 3,5 bis 3,75 Prozent – und rutscht damit auf das niedrigste Niveau seit 2022.
In der FOMC-Erklärung spricht die Fed von „erhöhter Unsicherheit“ und einem zunehmenden Risiko für den Arbeitsmarkt – gleichzeitig bleibt die Inflation „etwas erhöht“.
Bitcoin pendelt nach der Entscheidung um rund 92.000 US-Dollar, Ethereum um etwa 3.350 US-Dollar – von einem explosiven „Risk-on“-Move ist zunächst nichts zu sehen.
Ist das nur ein weiteres „Sell the News“-Event oder der Startschuss für eine neue Liquiditätsphase zugunsten von Bitcoin & Co.?.
Die US-Notenbank tritt bei der Geldpolitik sichtbar auf die Bremse; wenn auch noch mit angezogener Handbremse. Mit der dritten Zinssenkung in Folge und einem faktischen Stopp des Bilanzabbaus leitet die Fed die nächste Phase der Zinswende ein, während die Inflation offiziell noch nicht erledigt ist. Bitcoin allerdings, sonst das Lieblingsasset des Liquiditäts-Narrativs, quittiert den Schritt jedoch nur mit einem Schulterzucken. Warum die Zinssenkung trotzdem der Start eines grünen 2026 werden könnte.
Fed senkt Zinsen zum dritten Mal in Folge
Die Entscheidung war erwartet, jetzt ist sie offiziell: Das Federal Open Market Committee (FOMC) senkt den US-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Der Zielkorridor für die Federal Funds Rate liegt nun bei 3,5 bis 3,75 Prozent – nach identischen Schritten im September und Oktober ist es die dritte Zinssenkung in Folge.
In der aktuellen FOMC-Mitteilung beschreibt die Fed die Lage so: Die Wirtschaft wächst nur noch moderat, die Jobzuwächse haben sich verlangsamt, die Arbeitslosenquote ist leicht gestiegen, die Inflation liegt über dem 2-Prozent-Ziel und ist zuletzt wieder etwas angezogen.
Die Notenbank spricht auch explizit von „erhöhter Unsicherheit“ und davon, dass die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt zuletzt zugenommen haben. Diese Verschiebung der „Balance of Risks“ liefert die argumentative Grundlage für die Zinssenkung, auch wenn die Teuerung aus Sicht der Fed noch nicht erledigt ist.
Politisch ist der Schritt ebenfalls aufgeladen: Präsident Donald Trump drängt seit Monaten auf deutlich aggressivere Zinssenkungen, während im Hintergrund bereits die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell verhandelt wird. Mehrere US-Medien berichten außerdem, dass Kevin Hassett, Chef des National Economic Council, aktuell als Favorit für den Fed-Vorsitz ab Mai 2026 gilt – ein Ökonom, der öffentlich von „reichlich Spielraum“ für weitere Zinssenkungen gesprochen hat.
If Kevin Hassett becomes the next Fed Chair, we might be looking at the most liquidity friendly Federal Reserve in US history.
Hassett gave a long list of statements today, and when you put them together, they paint a very clear picture of how he views the economy and how he… pic.twitter.com/pcASZ5e9Au
Fast noch wichtiger für Risiko-Assets als der reine Zinsschritt ist ein anderer Absatz im FOMC-Statement: Die Fed stellt nämlich fest, dass die Reserven im Bankensystem inzwischen hinreichend seien und kündigt an, kurzfristige US-Staatsanleihen zu kaufen, wenn nötig, um dieses Niveau zu halten. In der Praxis heißt das: Die Phase des Quantitative Tightening (QT) – also des aktiven Bilanzabbaus – ist durch. Künftig will die Fed notfalls selbst wieder als Käufer auftreten, um die Geldmarktzinsen zu stabilisieren.
Formal ist das noch kein neues “Geld drucken” – aber die Richtung ist klar: Die Bilanz soll nicht weiter schrumpfen, sondern stabil bleiben. Bereits in dem Coinspeaker-Artikel „Bitcoin vor einem Comeback? Marktstimmung hellt sich nach Fed-Signalen deutlich auf!“ wurde herausgearbeitet, wie stark allein die Aussicht auf ein Ende von QT die Stimmung im Kryptomarkt drehen kann. Jetzt ist es an der Zeit dies auf Richtigkeit zu prüfen.
Bitcoin und Ethereum: Kaum Jubel nach der Zinsentscheidung
Wer nach dem Fed-Statement den ganz großen Kerzen auf dem Chart erwartet hatte, wurde vorerst enttäuscht. Laut CoinGecko handelt Bitcoin kurz nach der Zinsentscheidung um 92.000 bis 93.000 US-Dollar, Ethereum liegt bei rund 3.350 US-Dollar. Bitcoin bleibt damit deutlich unter dem im Oktober markierten Allzeithoch von über 126.000 US-Dollar, gleichzeitig bewegt sich der Markt aber weiterhin in einer historisch hohen Spanne, verglichen mit früheren Zinswende-Phasen. Von einem klaren „Risk-on“-Signal kann also noch nicht die Rede sein.
Aber dass Krypto direkt nach einer Zinssenkung nicht in den Rallye-Modus schaltet, ist historisch eher die Regel als die Ausnahme. Die Erwartung sinkender Zinsen wird meist vorab gehandelt, während die tatsächliche Entscheidung häufig Anlass für Gewinnmitnahmen ist – ein klassisches „Buy the Rumor, Sell the News“-Event.
Warum die Zinswende für Krypto trotzdem ein Gamechanger sein kann
Auch wenn der Markt kurzfristig cool bleibt: Strukturell ist die Kombination aus fallenden Leitzinsen und Ende von QTfür Bitcoin & Co. kaum zu überschätzen. Ökonomisch passiert nämlich Folgendes:
Renditen sicherer Anlagen sinken – US-Staatsanleihen und Geldmarktfonds werden weniger attraktiv. Dadurch fallen die Opportunitätskosten, Kapital in riskanten, wachstumsorientierten Assets wie Bitcoin oder Tech-Aktien zu halten. Mit dem Stopp des Bilanzabbaus signalisiert die Fed, dass sie die Finanzierungsbedingungen nicht weiter verschärfen will. Das wirkt wie ein Sicherheitsnetz für den Geldmarkt und erleichtert es Banken und institutionellen Investoren, zusätzliche Risiken einzugehen. Parallel nimmt die Diskussion um Bitcoin als strukturelles Portfolio-Asset Fahrt auf. Im Coinspeaker-Artikel „Ric Edelman empfiehlt bis zu 40% Krypto im Portfolio: Warum Bitcoin und Altcoins jetzt attraktiv sind“ argumentiert der US-Vermögensverwalter, dass ein Umfeld mit moderaten Zinsen und klaren regulatorischen Leitplanken Krypto von einer Nische zu einer vollwertigen Assetklasse machen könne.
LATEST: 📊 JPMorgan analysts say crypto winters may be over as Bitcoin’s traditional four-year cycle pattern appears to be ending, with the bank maintaining a positive outlook despite last month’s pullback to $81,000. pic.twitter.com/uBSiSSsijY
Der Markt steht damit zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite das Liquiditäts-Narrativ, das von Zinssenkungen, ETF-Zuflüssen und wachsender institutioneller Adoption befeuert wird. Auf der anderen Seite aber auch eine Realwirtschaft, in der die Fed selbst von erhöhter Unsicherheit und steigenden Beschäftigungsrisiken spricht. Das gibt ein Umfeld, in dem Risk-Off-Schocks jederzeit wieder auf die Agenda rutschen können.
Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.
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