JPMorgan testet Krypto-besicherte Kredite, Bitcoin & Ether als Bank-Sicherheit.
Vom BlockFi-Crash zur Wall-Street-Lösung; was diesmal anders ist.
Privatanleger profitieren von Liquidität ohne Verkauf, aber Margin-Call-Risiko bleibt.
Regulierung entscheidet den Zinssatz: Basel-III macht Krypto teuer? Krypto-Ökosystem bereitet sich vor: ETF-Zuflüsse, XRP-EVM, BNB-Upgrades.
JPMorgan will Bitcoin-Kredite: Die größte US-Bank liebäugelt mit Krediten gegen Bitcoin & Ether. Was das für Hodler, Kurse und Regulierung bedeutet. Wird man so nie wieder Krypto verkaufen müssen?
Kommt es zu einem Bitcoin-Kredit mit JPMorgan? Was ist passiert?
Die Financial Times meldet, dass JPMorgan Chase erstmals Kredite anbieten will, die direkt mit Bitcoin und Ether besichert sind. Ein Start schon im kommenden Jahr ist möglich, die finale Struktur wird intern getestet. Auch Reuters bestätigt das Projekt und verweist darauf, dass CEO Jamie Dimon zwar Stablecoins prüft, aber den eigenen Krypto-Custody-Service weiterhin ablehnt. Die Quelle zur Aussage ist allerdings bisher unidentifiziert.
Warum wäre das relevant? Bislang mussten Hodler ihre Coins verkaufen, um Fiat-Liquidität zu beschaffen. Damit verlieren sie Kursexposure sowie potenzielle Steuervorteile. Mit einem Bankkredit gegen BTC-Pfand bleibt der Bestand unangetastet, während Bargeld für Haus, Auto oder Steuerzahlungen fließt.
Krypto geht vom unseriösen Wilden Westen über zur Wall Street
Krypto-Backed-Loans sind kein Neuland. Plattformen wie BlockFi vergaben schon 2021 Retail-Kredite, kollabierten jedoch im Strudel von FTX und mussten 2024 die Abwicklung einleiten. Bei einer systemrelevanten Bank wie JPMorgan greifen allerdings strengere Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften.
Die Basel-III-Ergänzung für Krypto-Exposures (CRR III) stuft direkte Bitcoin-Risiken künftig mit bis zu 1.250 Prozent Risiko-Gewichtung ein. Ob JPMorgan die Coins selbst hält oder an spezialisierte Verwahrer auslagert, entscheidet daher, wie teuer der Spaß für die Bank wird. Und wieviel Prozente Zinsen am Ende beim Kunden landen.
Michael Saylor als Pionier für Bitcoin-Kredit vor JPMorgan
Strategy (ehemals: MicroStrategy) zeigt, dass das Modell funktionieren kann: Wie Daten von Bitbo zeigen, kontrolliert die Strategy heute knapp 3 Prozent aller im Umlauf befindlichen Bitcoin, finanziert über Wandelanleihen und BTC-besicherte Kredite. Steigt der Kurs, profitiert die Firma, fällt er, drohen Margin Calls. Saylor musste Investoren bereits mehrfach erklären und absichern, ab welchem Kurs zusätzliche Sicherheiten nötig würden.
Euphorie von allen Seiten: Die großen Ökosysteme entwickeln fleißig weiter
Ende Juni ging die EVM-Sidechain des XRP-Ledgers live. Sie macht das XRP-Ökosystem erstmals vollständig Smart-Contract-fähig und eröffnet Ethereum-Dapps den Weg auf das Ripple-Netzwerk.
Parallel legt BNB Chain in ihrer Roadmap 2025/26 ein Upgrade-Feuerwerk aus höheren Gas-Limits und Privacy-Features vor, während Solana dank boomender Tokenisierung realer Vermögenswerte (RWA) das On-Chain-Volumen seit Jahresbeginn um 140 Prozent steigern konnte. Nahezu alle großen Krypto-Projekte rüsten sich für den nahtlosen Übergang von TradFi zu DeFi.
Alle wollen Krypto: Privatanleger, Institutionelle und Unternehmen kaufen sich ein
Die Nachfrage nach Krypto-Finanzprodukten mit Wall-Street-Siegel ist offensichtlich. Auf X herrscht derzeit Partystimmung: „MASSIVE: $4,3 Billionen JPMorgan baut die Brücke zwischen TradFi und DeFi“, jubelt Tech-Kommentator Paul Barron via X.
🚀 MASSIVE: $4.3T JPMorgan considering crypto-backed loans!
This is HUGE validation for #XRP#ETH#BTC as legitimate collateral assets. When the world’s largest bank recognizes crypto’s value as loan backing, we’re witnessing the bridge between TradFi and DeFi. pic.twitter.com/jUR0E5khtK
Dann kommen natürlich noch die institutionellen Milliarden, die über Bitcoin und/oder Ethereum-ETFs in Krypto einsteigen. Der Countdown läuft, die Brücke steht soweit; jetzt muss man nur noch rübergehen.
Was bedeutet das für Privatanleger?
Hebeleinsatz
Wer seine Satoshis als Sicherheit hinterlegt, leiht sich faktisch Fremdkapital und erhöht damit den Leverage seiner Position. Das Prinzip ist identisch mit klassischem Margin-Trading: Schon ein kleiner Kursanstieg bringt überproportionalen Gewinn, ein Rückgang aber auch überproportionalen Verlust.
Liquiditätsmanagement
Ob Haus, Auto oder fällige Steuerzahlung: Krypto-besicherte Darlehen liefern sofort Bargeld, ohne dass die Coins das Wallet je verlassen. In den USA finanzieren Bitcoin-Holder damit bereits Immobilien, weil der Kredit – anders als ein Verkauf – keine Kapitalertragsteuer auslöst und sie weiterhin am Kurspotenzial partizipieren können. Üblich sind dabei Loan-to-Value-Quoten (s. weiter unten) um 50 Prozent: Für 1 BTC Sicherheit gibt es also höchstens den Gegenwert von 0,5 BTC als Kredit.
Risikomanagement
Die Kehrseite des Hebels heißt Volatilität. Rutscht der Bitcoin-Kurs und steigt die LTV-Quote über vereinbarte Schwellen, klingelt der Kreditgeber: Nachschuss oder Liquidation. Gelingt es nicht, frische Sicherheiten zu stellen, verkauft die Bank automatisiert Teile des Bestands, oftmals in einem ungünstigen Marktmoment.
Krypto-Kredite sind ein starkes Tool für Liquiditätsmanagement, das Disziplin beim Risikomanagement voraussetzt. Wer den Hebel zieht, sollte jederzeit genug Reserve-BTC oder Cash bereithalten, um Margin-Calls souverän zu parieren.
Regulatorisches Feintuning: Hier entscheidet sich, wie teuer der Bitcoin-Kredit von JPMorgan wirklich wird
Beleihungsquote (LTV), Verwahrmodell und Basel-Gewichtungen bilden das Preis-Trio, das am Ende entscheidet, ob der Traum vom „ewigen Hodl-Kredit“ für Privatanleger finanzierbar bleibt.
Loan-to-Value (LTV): Krypto-Fintechs wie BlockFi, Celsius oder SALT spielten bislang mit hohen Beleihungsquoten zwischen 50 und 70 Prozent – Atomic Capital warb sogar mit bis zu 85 Prozent. Systemrelevante Banken dürften konservativer ansetzen. Ein niedrigerer LTV schützt vor Kursrutschen, begrenzt aber die sofort verfügbare Fiat-Liquidität.
Custody-Frage: JPMorgan-Chef Jamie Dimon bleibt bei seiner Linie: Eigenes Krypto-Custody steht nicht auf der Agenda. Laut Financial Times will die Bank deshalb auf externe Verwahrer wie Coinbase zurückgreifen. Die Wahl des Custodians beeinflusst nicht nur die operative Sicherheit, sondern auch die regulatorische Kapitalunterlegung.
Zinsstruktur: Je höher das regulatorische Risiko, desto teurer das Darlehen. Für „ungedeckte“ Krypto-Exposures sieht das Basel-Komitee eine Risikogewichtung von bis zu 1 250 Prozent vor – 12,5-mal höher als bei erstklassigen Staatsanleihen. Diese Kapitalbindung wandert direkt in den Zinsaufschlag, den Endkund*innen zahlen müssen.
Fazit zum Bitcoin-Kredit mit JPMorgan
JPMorgans Vorstoß markiert den vielleicht bislang deutlichsten Schulterschluss zwischen Wall Street und Krypto-Ökonomie. Kommt das Produkt, können Hodler ihre Coins als Pfand parken, ohne das Kurspotenzial aufzugeben. Wer den Hebel nutzt, sollte jedoch auf jeden Fall auch einen Puffer einplanen und Reserven für Nachschuss bereithalten, die Kreditkosten prüfen (LTV etc.) sowie den Steuerberater fragen, wie der Kredit steuerlich in der jeweiligen Jurisdiktion geregelt wird.
Die Brücke zwischen TradFi und DeFi wächst und Krypto ist mal wieder einen Schritt weiter Richtung Mainstream-Adadption.
Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.
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