Strategy zieht die Notbremse: 1,44 Milliarden US-Dollar in Fiat

Strategy baut erstmals eine US-Dollar-Reserve von 1,44 Mrd. US-Dollar auf. Was das über Risiko, Dividenden und den Bitcoin-Kurs verrät.

Pia Messerschmitt von Pia Messerschmitt Updated 5 Min. read
Strategy zieht die Notbremse: 1,44 Milliarden US-Dollar in Fiat

Das Wichtigste in Kürze

  • Strategy legt eine US-Dollar-Reserve von 1,44 Milliarden US-Dollar an, finanziert über den Verkauf neuer Aktien.
  • Die Reserve soll derzeit rund 21 Monate Dividenden und Zinszahlungen abdecken; parallel hält das Unternehmen 650.000 BTC, etwa 3,1 Prozent des maximalen Bitcoin-Angebots.
  • Gleichzeitig senkt Strategy seine Gewinnprognose für 2025 und macht deutlich: Das Ergebnis hängt extrem vom Bitcoin-Kurs ab.

Strategy galt immer als DAS Aushängschild für kompromisslosen Bitcoin-Maximalismus an der Wall Street. Doch nach Wochen massiven Marktdrucks, ETF-Abflüssen und Spekulationen um einen möglichen Index-Rauswurf vollzieht der Konzern einen unerwarteten Schritt: Erstmals baut Strategy einen milliardenschweren US-Dollar-Puffer neben seiner Bitcoin-Reserve auf. Mit der neuen USD-Reserve in Höhe von 1,44 Milliarden US-Dollar will das Unternehmen Dividenden und Zinszahlungen abfedern. Der Konzern versucht damit, radikale Krypto-Exponierung und klassisches Treasury-Risikomanagement zu verbinden. Ob dieser Spagat aufgeht, entscheidet am Ende vor allem eines: der Bitcoin-Kurs.

Von „All-in Bitcoin“ zum Doppel-Treasury

Strategy Inc, der börsennotierte Bitcoin-Treasury-Pionier hinter dem Ticker MSTR, hat am 1. Dezember bekanntgegben, dass neben dem bekannten BTC-Treasury nun eine zusätzliche US-Dollar-Reserve in Höhe von 1,44 Milliarden US-Dollar entstehen soll. Zuletzt erst hat Strategy BTC-Käufe pausiert aufgrund des Kurssturzes, Coinspeaker berichtete.

Laut offizieller Pressemitteilung soll dieser neue USD-Puffer genutzt werden, um Dividenden auf verschiedene Vorzugsaktienklassen sowie Zinsen auf die umfangreiche Schuldenlast des Unternehmens zu bedienen. Finanziert wurde der Reserveaufbau nicht durch Bitcoin-Verkäufe, sondern durch den laufenden Verkauf von Class-A-Aktien im Rahmen eines At-the-Market-Programms (ATM).

Strategy will dauerhaft mindestens zwölf Monate dieser Ausschüttungen aus der Fiat-Reserve decken, mittelfristig sollen es 24 Monate oder mehr sein. Aktuell spricht das Management von rund 21 Monaten Dividenden-Deckung, die bereits im Cash-Bunker liegen.

An der zentralen Erzählung von Gründer und Executive Chairman Michael Saylor ändert das auf den ersten Blick nichts. In der Pressemitteilung betont er, die USD-Reserve ergänze die BTC-Reserve und sei „der nächste Schritt“ auf dem Weg, der weltweit führende Emittent von sogenanntem „Digital Credit“ zu werden.

Das Unternehmen hält inzwischen 650.000 BTC und vereinnahmt damit nach eigenen Angaben rund 3,1 Prozent des maximalen Bitcoin-Angebots von 21 Millionen Einheiten.

Guidance unter Druck: Wie stark Strategy vom Bitcoin-Kurs abhängt

Mindestens genauso wichtig wie der neue Dollar-Puffer ist die zweite Botschaft des Tages: Strategy schraubt seine bisherige Prognose für das Geschäftsjahr 2025 zurück – und zwar ausdrücklich, weil der Bitcoin-Kurs seit Oktober deutlicher gefallen ist.

Noch Ende Oktober kalkulierte das Unternehmen in seiner Langfrist-Prognose mit einem BTC-Niveau von 150.000 US-Dollar zum 31. Dezember 2025. Seitdem ist der Markt abgeglitten: Zwischen Ende Oktober und dem Zwischentief am 21. November fiel der Bitcoin-Kurs von rund 111.600 US-Dollar auf knapp über 80.600 US-Dollar. In der aktualisierten Guidance arbeitet Strategy jetzt mit einer deutlich breiteren und vorsichtigeren Spanne. Die Managementannahmen für den Stichtag 31. Dezember 2025 liegen nun zwischen 85.000 und 110.000 US-Dollar je BTC.

Gleichzeitig weist Strategy darauf hin, dass die Prognose unterstellt, man könne weitere Kapitalerhöhungen wie geplant durchziehen und die Erlöse vollständig in zusätzlichen Bitcoin umwandeln. Hier setzt auch die neue USD-Reserve an: Sie soll Investoren signalisieren, dass Zins- und Dividendendienst nicht allein vom kurzzeitigen BTC-Niveau abhängt, sondern für knapp zwei Jahre durch Fiat-Liquidität unterlegt ist.

Marktdruck, Kurssturz, Index-Ängste

Die Entscheidung fällt nicht im luftleeren Raum. In den letzten Wochen ist der Kryptomarkt zum Leid aller Krypto-Anleger ziemlich unter Druck geraten. Daten von CoinGecko zeigen, dass Bitcoin aktuell bei knapp 85.000 US-Dollar notiert, nachdem die Leitwährung in den vergangenen Wochen seit dem Allzeithoch im Oktober mehr als 35.000 US-Dollar an Wert verloren hat.

Der heutige 1. Dezember hatte eine der größten Tageskorrektur seit Monaten parat: 7,1 Prozent innerhalb von 24 Stunden. Neben einem möglichen Ende des Japan Carry Trades und allgemeiner Risikoaversion am Aktienmarkt belasteten rekordhohe Abflüsse aus US-Spot-ETFs und wachsende Skepsis gegenüber Krypto- und Stablecoin-Risiken den Markt.

Für Strategy kommt erschwerend hinzu: Die Aktie stand bereits vor der jüngsten Meldung massiv unter Druck. Hinzu kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Große Indexanbieter wie MSCI prüfen, ob stark krypto-getriebene Firmen wie Strategy langfristig in klassischen Aktienindizes bleiben sollen. Schätzungen von Investmentbanken zufolge könnte ein möglicher Ausschluss erzwungene Verkäufe in Milliardenhöhe über passive Fonds auslösen.

Bereits am 25. November hatte Strategy deshalb ein neues „Credit Dashboard“ vorgestellt, mit dem das Management demonstrieren will, dass selbst bei deutlich niedrigeren Bitcoin-Kursen noch genug Deckung für die Schulden und Vorzugsdividenden vorhanden ist. Das Dashboard modelliert Szenarien bis hin zu einem BTC-Preis von 25.000 US-Dollar, in denen weiterhin ein Überschuss der BTC-Assets gegenüber den Verbindlichkeiten bestehen soll. Gleichzeitig löst dieses Preisziel natürlich eine Debatte aus: Bitcoin bei 25.000 US-Dollar? Dann wären wir wohl unausweichlich im Bärenmarkt.

Welche Faktoren den Rückgang seit dem Allzeithoch im Detail treiben, findest du im Artikel: Bitcoin Crash 2025: Fünf Gründe für den Absturz und was Anleger erwartet.

Fazit: Was bleibt unterm Strich?

Strategy bleibt, trotz Fiat-Reserve, ein hochriskanter, stark gehebelter Bitcoin-Proxy. Die neue US-Dollar-Reserve ändert nichts daran, dass die Ertragslage für 2025 fast vollständig vom Bitcoin-Kurs abhängt – sie verschiebt nur, wer im Zweifel wann den Schmerz trägt. Für Gläubiger ist sie eine Beruhigung. Für Aktionäre zahlt es sich dennoch nur dann aus, wenn Bitcoin mittel- bis langfristig deutlich höher steht als heute.

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Pia Messerschmitt

Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.

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