Trotz Milliarden-Deals und Banklizenz: Warum der XRP-Kurs (noch) nicht reagiert

Ripple übernimmt GTreasury, beantragt eine US-Banklizenz und steht vor einem XRP-Treasury-SPAC. Warum der Kurs trotzdem stagniert – und was jetzt zählt.

Pia Messerschmitt von Pia Messerschmitt Updated 4 Min. read
Trotz Milliarden-Deals und Banklizenz: Warum der XRP-Kurs (noch) nicht reagiert

Das Wichtigste in Kürze

  • Ripple übernimmt den Treasury-Softwarespezialisten GTreasury für rund 1 Milliarden US-Dollar.
  • Evernorth will via SPAC mit bis zu 1 Milliarden US-Dollar einen börsennotierten XRP-Treasury aufbauen.
  • Der XRP-Kurs bleibt trotz Newsflow verhalten; das Marktumfeld nach dem Oktober-Flash-Crash wirkt bremsend.
  • Der US-Government-Shutdown bremst die SEC-Arbeit – Krypto-ETF-Entscheidungen und Registrierungen verzögern sich.

Ripple zieht das Tempo an: Mit der milliardenschweren Übernahme des Treasury-Spezialisten GTreasury, dem offiziellen Antrag auf eine nationale Banklizenz in den USA und einem möglichen XRP-Treasury-SPAC im Anflug zündet das FinTech gleich drei institutionelle Wachstumsturbinen. Doch während Ripple die Brücke zwischen Krypto und klassischem Finanzsystem baut, bleibt der XRP-Kurs überraschend still – gebremst vom Nachbeben des Oktober-Flash-Crashs und dem US-Government-Shutdown, der die SEC lahmlegt.

Einordnung

Ripple hat Mitte Oktober Nägel mit Köpfen gemacht und den Treasury-Management-Anbieter GTreasury übernommen. Bewertet wird der Deal mit rund 1 Mrd. US-Dollar – und er ist strategisch größer als er klingt: Treasury-Software sitzt im Maschinenraum von Unternehmen, steuert Cash- und Liquiditätsmanagement, Schnittstellen zu Banken und Payment-Rails. Mit GTreasury holt sich Ripple eine operative Andockstelle an die Finanzinfrastruktur.

Parallel liegt der offizielle Banklizenz-Antrag vor: Unter dem Titel „Ripple National Trust Bank“ ist beim Office of the Comptroller of the Currency (OCC) eine nationale Trust-Bank beantragt; der öffentliche Auszug führt Name, Adresse (New York) und die Struktur der geplanten Einheit auf.

Drittes Puzzleteil: Evernorth will über eine SPAC-Transaktion bis zu 1 Mrd. US-Dollar einsammeln, um einen börsengelisteten XRP-Treasury aufzubauen, der XRP im Spotmarkt akkumuliert. Damit entstünde ein regulierter Großabnehmer, der nicht über OTC-Kanäle, sondern sichtbar in den Orderbüchern kauft – mit potenziell spürbarer Wirkung auf Liquidität und Markttiefe.

Warum der XRP-Kurs (noch) nicht durchzieht

Wer nur auf den Ticker blickt, reibt sich die Augen, denn XRP fällt: Der CRP-Kurs verläuft am 22. Oktober weiter schlecht – trotz Heavy-News. Laut Daten von CoinGecko liegt der Kurs heute um die Marke von rund 2,40 US-Dollar, die Schwankungen der letzten Tage spiegeln das nervöse Gesamtbild nach dem Flash-Crash.

Anfang Oktober kam es zur nominal größten Hebel-Bereinigung der Krypto-Geschichte – binnen Stunden wurden ~20 Mrd. US-Dollar an gehebelten Positionen liquidiert. Seither tut sich der Markt schwer, Richtung aufzubauen; Bitcoin manfestiert sich wenige Tage später „ohne klaren Impuls“ nach der Kapitulation. Diese Risikoaversion schwappt naturgemäß auch in die großen Altcoins – inklusive XRP.

Was bringt Ripple die Banklizenz?

Eine nationale Trust-Bank-Charta ist ein Regulierungs-Upgrade. Sie kann u. a. Custody-Geschäfte, Treuhand- und Verwahrfunktionen unter Bundesaufsicht erlauben (FDIC-Einlagenschutz ist bei reinen Trust-Banken nicht einschlägig), sie erleichtert Master-Account-Anbindungen und schafft Compliance-Klarheit für institutionelle Gegenparteien. Die öffentliche OCC-Einreichung zeigt, dass Ripple den Schritt formal geht – damit dürfte die Hürde für Großkunden und für die Integration in klassisches Bank-IT-Ökosystem deutlich sinken.

Dass sich GTreasury nahtlos einfügt, liegt auf der Hand: Treasury-Software entscheidet, wann Cash wohin fließt – ob in Geldmarktfonds, auf Bankkonten oder perspektivisch in tokenisierte Kassenbestände und Settlement-Schienen. Ein Ripple-Stack aus Banklizenz + Custody + Treasury-Software ist genau die Art vertikale Integration, die man braucht, um Corporates nicht nur zu „überzeugen“, sondern in bestehende Workflows einzuhaken.

XRP-ETF & Shutdown

Der seit 1. Oktober laufende US-Government-Shutdown hat die SEC auf Minimalbetrieb heruntergefahren. Für neue Krypto-ETFs bedeutet das: Gespräche, Registrierungsprüfungen und Stempel-Routinen dauern – auch wenn die im September beschlossenen generischen Listing-Standards die Verfahren grundsätzlich beschleunigen. Da die SEC im Shutdown über 90 % des Personals in den Zwangsurlaub geschickt hat, ist das eine echte Prozessbremse für die anstehenden 16 Spot-Krypto-ETF-Entscheidungen im Oktober.

Für XRP heißt das: Selbst wenn die Marktstruktur reif ist, entscheidet aktuell die Verwaltungskapazität über das Tempo. Dass Hongkong den Dollar entmachten möchte und währenddessen mit dem ersten Spot-Solana-ETF vorprescht, unterstreicht, wie stark Standortfaktoren sind.

Fazit: Fundament stimmt – Katalysatoren liegen bereit

Unter dem Strich baut Ripple an genau der Brücke in die traditionelle Finanzwelt, die der XRP-Investment-Case seit Jahren gebraucht hat: Banklizenz (OCC-Antrag), operative Andockstelle (GTreasury) und regulierter Nachfragekanal (Evernorth-Treasury). Der Kurs spiegelt das noch nicht, aber die Gründe liegen außerhalb des Ripple-Kosmos (Leverage-Bereinigung, Shutdown-Bremse). Sollten SEC-Pipelines wieder anlaufen und institutionelle Zuflüsse stabilisieren, besitzt XRP nun strukturelle Hebel, die früher schlicht nicht da waren.

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Pia Messerschmitt

Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.

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