Bitcoin rutscht unter 100.000 US-Dollar – Kommt jetzt der Bärenmarkt?

Fed senkt die Zinsen, dämpft aber Dezember-Hoffnung – Bitcoin fällt kurz unter 100.000 US-Dollar. Shutdown, SRF-Rekord und China-Deal verschärfen die Lage.

Pia Messerschmitt von Pia Messerschmitt Updated 4 Min. read
Bitcoin rutscht unter 100.000 US-Dollar – Kommt jetzt der Bärenmarkt?

Das Wichtigste in Kürze

  • Bitcoin-Kurs rutscht stark ab, erstmals wieder unter 100.000 US-Dollar seit Juni.
  • Die Fed senkte den Leitzins um 25 Basispunkte Ende Oktober – Powell dämpfte aber Hoffnungen auf eine weitere Senkung im Dezember.
  • Liquidität: Rekord-Inanspruchnahme der Fed-Repo-Facility am 31 Oktober – 50,35 Milliarden US-Dollar.
  • Makro-Kulisse: US-Shutdown droht der längste der Geschichte zu werden; USA und China vereinbaren einjährige Deeskalation in strittigen Handelsfragen.

Die letzten Handelstage waren nichts für schwache Nerven. Während die US-Notenbank vergangene Woche wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt hat, trat Jerome Powell in der Pressekonferenz auf die Euphoriebremse: Ein weiterer Schritt im Dezember? „Nicht garantiert.“ Das reichte, um Risk-Assets inklusive Bitcoin in den Rückwärtsgang zu zwingen. Mittlerweile gar unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar.

Makro dreht, Markt zittert

Die Spanne für die Fed Funds Rate wurde wie erwartet auf 3,75–4,00 % gesenkt sowie das Ende des Quantitative Tightening zum 1. Dezember angekündigt. Das ist entscheidend, weil ein gestoppter Bilanzabbau mittelbar Liquiditätsdruck aus dem System nimmt. Doch Powell fügte hinzu, man solle nicht davon ausgehen, dass im Dezember erneut gesenkt werde. Das verschob unüberraschend die Erwartungen in den Terminmärkten – die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Dezember-Cut sank laut CME-Watchtool zuletzt Richtung 70 %.

Für eine detaillierte Markteinordnung lohnt der Blick auf die Dollar-Dynamik und ihre Wirkung auf Bitcoin: Bitcoin am Scheideweg: Wie der US-Dollar den nächsten Kursimpuls auslösen könnte.

Rekord bei der Standing Repo Facility

50,35 Mrd. US-Dollar – so hoch war die Inanspruchnahme der Standing Repo Facility (SRF) am 31. Oktober, ein Rekord seit Einführung 2021. Die SRF ist eine Art Not-Schmiermittel: Gegen sichere Sicherheiten (z.B. Treasuries) stellt die Fed über Nacht Liquidität. Das ist kein Quantitative Easing, aber ein klares Signal, dass das Finanzsystem rund um Monatsende spürbare Friktionen hatte.

Politik als Risikofaktor

Zur ohnehin heiklen Lage gesellt sich die politische Lage in Washington: Der Government Shutdown steht Stand 4. November davor, der längste in der US-Geschichte zu werden – der Senat scheiterte an einem Votum, die Lähmung zu beenden. Für Märkte bedeutet das: weniger Daten, mehr Unsicherheit, höherer Risikoaufschlag.

Auf der anderen Seite immerhin Entspannungssignale im Handelskonflikt USA–China: Beim Treffen von Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi einigte man sich auf eine einjährige Deeskalation, darunter eine Pause bei Chinas Exportkontrollen für Rare Earths sowie US-Zugeständnisse u. a. bei neuen Hafengebühren – das drohende 100-Prozent-Zollpaket ist vom Tisch. Für die Angebotsketten ist das ein nennenswerter Druckabbau.

Parallel befasst sich der Supreme Court am 05. November mit der Frage, wie weit der Präsident Zölle im Alleingang verhängen darf – aber die Regierung signalisierte bereits: Selbst ein Urteil werde nicht alle bestehenden Zölle aushebeln. Das hält die Unsicherheit im internationalen Handel hoch.

Krypto im Korrekturmodus: Bitcoin-Kurs erstmals unter 100.000 US-Dollar

Der Bitcoin-Kurs rutschte am heutigen Dienstag zeitweise unter 100.000 US-Dollar – das schwächste Niveau seit Juni. Der heftige Rutsch zeigt, wie dünn die Liquidität in Abwärtsbewegungen sein kann. Kurz darauf stabilisierte sich der Bitcoin-Kurs knapp überhalb der psychologischen Marke; doch aktuell notiert der Kurs auf 99.800 US-Dollar; der Markt befindet sich längst in der Angst. Wohin es als Nächstes gehen kann, erfährst du in der Coinspeaker Bitcoin-Prognose: Aktuelle und langfristige Entwicklung.

Wenn selbst Bitcoin so sehr leidet, dann leiden die Altcoin-Kurse umso mehr. Auf Social Media werden bereits kritische Stimmen von Krypto-Influencern immer lauter, die den Bärenmarkt bereits ausrufen. Ist der Bullrun wirklich abgesagt? News zur aktuellen Marktlage findest du im **Krypto News Überblick: 5 wichtige Dinge für diese Woche – Bitcoin Kurs auf der Kippe.**

Gold als Outperformer

Normalerweise verhalten sich Bitcoin und Gold historisch recht ähnlich. Doch im Jahr 2025 hat Gold Krypto seit Oktober sichtbar outperformed. Anleger präferieren in der aktuellen Stressphase offenbar Sicherheit. Sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen Dezember-Cut, leidet Gold; steigt sie, könnte es noch weitergehen für den Gold-Kurs.

Fazit: Was das jetzt für die kommenden Wochen bedeutet

Solange die Fed das Dezember-Narrativ offen lässt, bleibt Risiko-Beta anfällig. Ein gestopptes QT ab 1. Dezember und episodisch hohe SRF-Zugriffe sprechen gleichzeitig dafür, dass die Fed bereit ist, operative Liquiditätslücken zu schließen; das könnte Kurseinbrüche abfedern, ersetzt aber keine klare Zinsperspektive. Ein Befreiungsschlag ist möglich – belastbar wird er erst, wenn Makro und Liquidität wieder in dieselbe Richtung weisen. Volatilität dürfte also vorerst unser Begleiter bleiben.

Marktberichte
Pia Messerschmitt

Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.

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