Bitcoin unter 90.000 Dollar: Wie solide ist das jüngste Comeback?

Die Bitcoin-Erholung stützt sich derzeit auf wackelige Beine: Ohne neuen Käuferschub bleibt der Markt volatil und anfällig für Rückschläge.

Sergei Timurov von Sergei Timurov Updated 5 Min. read
Bitcoin unter 90.000 Dollar: Wie solide ist das jüngste Comeback?

Das Wichtigste in Kürze

  • Die jüngste Bitcoin-Rallye basiert überwiegend auf Short-Covering, nicht auf echtem Kaufinteresse.
  • Die Märkte bleiben extrem volatil, da knapp 1,8 Mrd.
  • Dollar an Shorts kurz vor der Liquidation stehen.
  • Für eine nachhaltige Erholung fehlt bislang echter Nachfragedruck von neuen Käufern.

Die vergangenen Wochen haben Bitcoin-Investoren auf eine echte Achterbahnfahrt geschickt – und gerade jetzt spitzen sich die Ereignisse wieder dramatisch zu. Nach einem kräftigen Aufschwung, bei dem der BTC-Kurs zwischenzeitlich fast 15 Prozent zugelegt hat, steht plötzlich alles auf dem Prüfstand.

Immerhin durchbrach die Kryptowährung kurzfristig sogar die psychologisch wichtige Marke von 94.000 Dollar, um nun erneut auf unter 90.000 Dollar abzurutschen. Ist das der Anfang vom Ende der Erholung – oder nur ein kurzes Zwischentief vor der nächsten Kursrakete? Experten blicken genau hin und finden in den Marktdaten Hinweise darauf, auf welch wackligen Füßen diese Aufwärtsbewegung tatsächlich steht.

Kurs-Rallye ohne Substanz: Short-Covering als Haupttreiber

Der Blick auf die letzten zwei bis drei Wochen zeigt: Bitcoins eindrucksvoller Erholungslauf war vor allem eines – das Ergebnis panikartiger Eindeckungen von Short-Positionen. Mit anderen Worten: Viele Investoren, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, mussten angesichts steigender Preise eilig kaufen, um Verluste zu begrenzen – ein klassisches Short Squeeze.

Was nach neuer Stärke aussah, war somit weniger echtes Interesse neuer Käufer, sondern vielmehr das Resultat des erzwungenen Handelns jener, die sich „verspekuliert“ hatten. Das unterstreichen Daten zum offenen Interesse und dem sogenannten „cumulative volume delta“, die beide keinen kräftigen Zufluss frischen Kapitals erkennen lassen.


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Wenig neues Interesse – das zeigen die Derivate-Märkte

Auch professionelle Marktbeobachter werden zunehmend vorsichtig. Die Open Interest Daten zeigen: Im Zuge der Rallye ist das offene Interesse gefallen, statt wie in echten Bullenmärkten zu steigen. Analysten interpretieren das eindeutig: Ein nachhaltiger Bullenmarkt wird durch steigende Nachfrage insbesondere am Kassamarkt getragen – doch diese bleibt derzeit noch aus.

Gleichzeitig schwankte der Options-Skew deutlich und verbesserte sich von -11% auf -5%, doch auch das deutet lediglich auf eine Normalisierung der Stimmung hin, nicht auf explosionsartige Kauflaune. Das Risikopotenzial an den Börsen bleibt damit hoch – doch wo liegen die nächsten Wegmarken und Gefahren?

Kritischer Schwellenwert: 1,8 Milliarden Dollar an Shorts im Feuer

Eine Entwicklung sorgt derzeit für besondere Nervosität: Laut CoinGlass Liquidationsdaten könnten bei einem klaren Ausbruch über 91.300 Dollar in Kürze mehr als 1,8 Milliarden Dollar an Short-Positionen zwangsliquidiert werden. Dieses Pulverfass birgt das Potenzial, durch eine Kettenreaktion einen neuen, massiven Short Squeeze auszulösen. Doch bislang fehlt es an der nötigen Nachfrage, um solch einen Kursimpuls nachhaltiger Natur zu entfesseln. Ob diese explosive Ausgangslage in den kommenden Tagen zu mehr Bewegung führt oder niemand den „Startschuss“ gibt, hängt maßgeblich vom Handel neuer Käufer ab.


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Historische Belastungen: Der Schatten des Oktober-Crashs

Noch immer hallt der große „Leverage Washout“ vom 10. Oktober in den Märkten nach. Damals hatte übermäßiger Einsatz von Fremdkapital zu massiven Kursstürzen geführt und Investoren verschreckt. Bislang ist das Vertrauen seither nicht vollumfänglich zurückgekehrt, wie die laue Entwicklung beim Open Interest dokumentiert.

Bitwise CIO Matthew Hougan warnt in diesem Zusammenhang: „Vielleicht treiben noch weitere Altlasten an die Oberfläche, ehe der Markt zur Ruhe findet.“ Noch immer verkaufen viele Akteure in Erwartung der zyklischen Vier-Jahres-Phase bei Bitcoin – ein zusätzlicher Bremsklotz für einen dauerhaften Aufschwung.

Spotmarkt: Knackpunkt für die Trendwende

Der entscheidende Hebel für einen nachhaltigen Comeback bleibt die Nachfrage am Spotmarkt, also von echten Käufern, die Bitcoins kaufen und halten wollen. Doch nach wie vor warten viele Anleger lieber ab. Die Cumulative Volume Delta verharrt auf niedrigem Niveau; ein klarer Trend nach oben ist bislang nicht auszumachen.

Erst wenn hier deutliche Kaufimpulse entstehen, steigen die Chancen auf einen echten Boden und darauf aufbauende neue Aufwärtsbewegungen. Bisher musste Bitcoin seit dem Hoch bei 94.200 Dollar bereits wieder fast fünf Prozent abgeben und schwankt nun um 89.860 Dollar – ein Indiz für ein fragiles Marktumfeld.


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Bitcoin Stimmungsbild: Prognosemärkte bleiben optimistisch

Interessanterweise sehen Prediction-Märkte, wie der von Decrypts Mutterfirma Dastan betriebene Myriad, die Zukunft von Bitcoin weiterhin überaus positiv. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 69% glauben die User, dass BTC bald die 100.000 Dollar-Marke nimmt, statt erneut auf 69.000 Dollar abzurutschen. Die Hoffnung auf einen Ausbruch lebt also, getragen von spekulativer Erwartung.

Doch diese positive Grundstimmung muss sich erst noch in tatsächlichen Kaufaktionen widerspiegeln – bisher bleibt dies aus. Daraus resultiert eine seltsame Spannung: Zwischen Optimismus, spekulativem Übermut und der nüchternen Realität skeptischer Marktdaten bleibt alles beim Alten – vorerst.

Blick nach vorn: Was erwartet den Bitcoin bis Jahresende?

Viele Analysten rechnen für die letzten Wochen des Jahres eher mit „choppy“, also schwankungsanfälligem, Richtungswechsel unterworfenem Kursverlauf. Die Unsicherheit ist hoch – zu viele Marktteilnehmer warten auf den richtigen Moment, um wieder einzusteigen oder weiter Gewinne mitzunehmen.

Sobald die Überhänge aus dem Oktober-Crash endgültig verarbeitet wurden, könnte sich der Blick nach vorn wieder deutlich aufhellen. Bis dahin bleibt jedoch Skepsis angesagt: Ohne tragfähige neue Nachfrage bleibt jeder kurzfristige Aufschwung weiterhin gefährdet und abrupten Rücksetzern ausgesetzt.


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Leerverkaufsrisiko und Short Squeeze als Raketentreibstoff für Bitcoin?

Die bislang bestehenden Short-Positionen sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits können sie in einem erneuten Kursrutsch zu massiven weiteren Verlusten führen. Andererseits besteht, sollte der Preis die 91.300 Dollar-Marke nachhaltig überwinden, akute Gefahr einer riesigen Short-Squeeze-Bewegung, die den Kurs schlagartig nach oben treiben kann.

Historisch hat Bitcoin gerade in solchen Momentum-Phasen beeindruckende Preissprünge gezeigt. Doch das Gebot der Stunde bleibt Vorsicht: Nur mit ausreichend neuem Kaufdruck lässt sich aus einer solchen Kettenreaktion mehr gewinnen als ein kurzes, flüchtiges Strohfeuer.

Bitcoin Fazit: Chance und Risiko für Investoren

Fest steht: Der Bitcoin-Markt bleibt ein Spiel mit hohem Einsatz und noch höherer Volatilität. Die Zeichen stehen auf Spannung: Weder die Bären noch die Bullen haben das letzte Wort gesprochen. Alle Marktteilnehmer sollten das Marktumfeld mit besonderer Vorsicht einschätzen, denn unter der Oberfläche brodelt es gewaltig.

Wer jetzt investiert, sollte das Risiko eines erneuten Rückschlags ebenso einkalkulieren wie die Option auf einen explosionsartigen Ausbruch – vorausgesetzt, Spot-Käufer finden endlich zurück an den Markt. Die nächsten Wochen versprechen höchste Spannung – Ausgang offen.

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Sergei Timurov

Sergei Timurov ist seit 2016 großer Bitcoin Fan und ihn begeistert die Freiheits Idee sowie die Unabhängigkeit von Bitcoin. Sergei ist Bitcoin Maximalist und der Überzeugung, dass sich nur Bitcoin für einen langfristigen Vermögensaufbau eignet. Neben seinen journalistischen Tätigkeiten betreibt Sergei Bitcoin Mining und Freistil-Ringen sowie kocht köstliche Gerichte aus seiner ursprünglichen Heimat Georgien.

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