DAO vs. Aave Labs: Machtfragen – Kurs rutscht unter 185 US-Dollar

In der Aave-Community eskaliert ein Governance-Streit um Swap-Gebühren und Kontrolle über die Nutzeroberfläche. Dazu schwächelt der AAVE-Kurs – die Fakten.

Pia Messerschmitt von Pia Messerschmitt Updated 4 Min. read
DAO vs. Aave Labs: Machtfragen – Kurs rutscht unter 185 US-Dollar

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Aave-DAO sorgt eine CoW-Swap-Integration für Streit um Gebührenströme und Zuständigkeiten.
  • Ein Delegierter beziffert den potenziellen Abfluss aus Sicht der DAO auf „mindestens 200.000 US-Dollar pro Woche“ (Hochrechnung: „10 Millionen US-Dollar+“ p.a.) – als Ergebnis eigener Test-Transaktionen.
  • Aave Labs kontert: Die Gebühren seien Teil der Produkt-Ebene (Benutzeroberfläche), nicht der Protokoll-Ebene.
  • Parallel wirkt der AAVE-Kurs angeschlagen.

Bei Aave knallt’s gerade in der Governance. Die neue CoW-Swap-Integration löst eine Lawine an Diskussionen aus: Ein Delegierter wirft Aave Labs vor, dass Gebührenströme an der DAO vorbei laufen. Aave Labs hält dagegen und zieht die Trennlinie zwischen Protokoll und Benutzeroberfläche. Während die Community um Zuständigkeiten und Markenhoheit ringt, hängt auch der AAVE-Token charttechnisch weiter durch.

Partnerschaft mit CoW-Swap löst Diskussionen aus bei Aave DAO

Aave ist im DeFi-Kosmos kein Leichtgewicht: Allein für Aave V3 weist DefiLlama aktuell rund 32,36 Milliarden US-Dollar TVL aus. Aber jetzt kommen menschliche Probleme dazwischen: Geldflüsse, Zuständigkeiten, Machtfragen.

Der konkrete Auslöser ist eine Swap-Integration auf der Aave-Weboberfläche. Aave Labs hat Anfang Dezember eine Partnerschaft mit CoW Swap kommuniziert. Laut Aave-Dokumentation können Nutzer über die Oberfläche je nach Netzwerk ParaSwap oder CoW Protocol nutzen; Trades über CoW Protocol lösen dabei Gebühren aus, die je nach Tokenpaar bei 15 Basispunkten (korrelierte Assets) oder 25 Basispunkten (sonst) liegen. Das ist die technische Grundlage. Politisch wird es jedoch bei der Frage: Wohin fließen diese Gebühren dann? An die DAO oder an Aave Labs?

Der Vorwurf: Die DAO bekommt weniger Gebühren

Im Governance-Forum hat EzR3aL (nach eigener Darstellung als Delegate und Tokenholder) eine Art offene Frageliste veröffentlicht. Sein Kernpunkt: Über Tests und On-Chain-Spuren komme er zu dem Ergebnis, dass die DAO die Gebühren aus den Swap-Adaptern nicht mehr erhält.

Dabei nennt er eine konkrete Ethereum-Empfängeradresse: 0xC542C2F197c4939154017c802B0583C596438380. In seinem Posting legt er außerdem JSON-Ausschnitte dar, in denen ein „partnerFee“-Block mit Empfänger („recipient“) und Volumen in Basispunkten auftaucht.

Sein Post ist zwar nur eine Behauptung aus dem Forum, allerdings nachvollziehbar begründet über Test-Transaktionen und Verweise auf öffentlich einsehbare On-Chain-Daten. EzR3aL schreibt, bei jeder Chain mit CoW-Support auf dem Aave-Frontend erhalte „eine andere Entität als die DAO“ mindestens 200.000 US-Dollar pro Woche (in ETH) und rechnet das auf 10 Mio. US-Dollar+ pro Jahr hoch – ausdrücklich als Annahme auf Basis seiner Beobachtungen.

Als Brücke zur Mechanik verweist er auf die CoW-Protocol-Dokumentation: Dort steht, dass die Partner Fee in der appData definiert wird und der „Net Partner Fee“ für wöchentliche Auszahlung herangezogen wird.

Aave Labs kontert: „Protokoll“ und „Produkt“ seien zwei Paar Schuhe

Aave Labs reagiert im selben Thread und zieht eine klare Linie: Die Benutzeroberfläche werde von Aave Labs betrieben und liege „außerhalb“ des Protokolls, das die DAO steuert; die DAO finanziere Protokollentwicklung und stimme über Smart-Contract-Änderungen ab, Aave Labs baue und pflege das Frontend.

Der entscheidende Satz dahinter: Monetarisierung betreffe laut Aave Labs nur „Zubehör-Funktionen“ wie Collateral Swaps und berühre nicht die Kernökonomie des Protokolls (z. B. Borrow-Zinsen). Dazu kommt ein Sicherheitsargument: Die Anwendungsebene habe eine eigene Angriffsfläche, der Betrieb eines sicheren Frontends sei teuer und werde komplexer.

Auf Seite 2 des Threads wird der Ton noch konkreter: Dort heißt es sinngemäß, man wolle die CoW-Adapter monetarisieren, um die Aave-Labs-Anwendung zu finanzieren; das müsse nicht durch die DAO bezahlt werden, und die DAO solle dieses „Wagnis“ auch nicht tragen.

Das ist jedoch auch der Kern des Konflikts: Ist die Aave-Weboberfläche ein „Produkt“ von Aave Labs, das Gebühren verdienen darf – oder ist sie so eng mit Marke, Domain und Protokoll verbunden, dass die DAO mitreden (und mitkassieren) sollte?

Diskussion um Machtverhältnisse geht weiter

Die Diskussion bleibt nicht bei „Wer bekommt welche Gebühren“. Ein weiterer vielgeklickter Thread greift inzwischen auf Grundsatzfragen über: Wer kontrolliert die Marke, wer die Naming Rights, wer die „erste Anlaufstelle“ (Domain/Frontend) für Nutzer? Dies soll in Zukunft neu diskutiert werden, geht es nach “eboado”. Die Website habe schon vorher eine Swap-Funktion gehabt, deren Einnahmen der DAO zugeflossen seien; bei der CoW-Integration flössen Einnahmen dagegen an Aave Labs.

Kursanalyse: Was der Chart hergibt

Zeitlich fällt die Governance-Debatte in eine Phase, in der AAVE ohnehin keine saubere Trendrichtung hinbekommt. CoinGecko weist für AAVE aktuell rund 184,30 US-Dollar aus. Volatilität ja, klare Richtung nein. Anfang der Woche jonnte sich der Kurs noch knapp bei über 200 US-Dollar holten, doch musste im Laufe der Woche deutlich Federn lassen. 6,6 Prozent Verlust innerhalb von 7 Tagen.

Ob der Streit der Auslöser für die Schwäche ist, lässt sich aus den belegbaren Quellen nicht sauber als Ursache-Wirkung ableiten, ohne zu spekulieren. Was man hingegen sagen kann: Ein Governance-Konflikt um Einnahmen und Kontrolle erzeugt Unsicherheit, und Unsicherheit mögen Märkte selten.

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Pia Messerschmitt

Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.

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