Saylor will Satoshis „verlorene Bitcoin“ sperren: BIP360 löst Debatte aus

Saylor sagt: Quantencomputer härten Bitcoin. Doch das könnte Satoshis Bitcoin sperren – Streit um BIP360.

Pia Messerschmitt von Pia Messerschmitt Updated 3 Min. read
Saylor will Satoshis „verlorene Bitcoin“ sperren: BIP360 löst Debatte aus

Das Wichtigste in Kürze

  • Michael Saylor fordert „Freeze“ für verlorene Bitcoin: Coins, die nicht rechtzeitig auf post-quantum-sichere Adressen migrieren, sollen dauerhaft unspendbar werden.
  • Der Vorschlag trifft unmittelbar auch die Satoshi-Wallets.
  • Bitcoin-Grundsatzstreit eskaliert: Sicherheits-Upgrade vs.
  • Zensurresistenz – BIP360 und die Post-Quantum-Migration spalten die Community.

Michael Saylor sagt: Quantencomputer würden Bitcoin nicht brechen, sondern „härten“ – aktive Coins wandern um, verlorene bleiben eingefroren. Klingt nach Sicherheits-Upgrade, ist aber ein Tabu-Test für Bitcoin. Michael Saylor entfacht eine Debatte über Bitcoins Grundsatzfragen, auf die die Bitcoin-Community maximal empfindlich reagiert: an der Frage, ob das Netzwerk jemals Coins „einfrieren“ dürfe.

Saylors „Bitcoin Quantum Leap“

Noch braucht man keine Angst haben, denn Bitcoin ist auch 2026 noch sicher vor Quantum Computing, Coinspeaker berichtete. Auslöser der aktuellen Diskussion sind die Quantencomputer trotzdem: In einem X-Post beschwört Saylor den „Bitcoin Quantum Leap“: Quantencomputer würden Bitcoin nicht zerstören, sondern stärker machen – aktive Coins würden migrieren und verlorene Coins blieben eingefroren. So steige Sicherheit, während gleichzeitig verfügbares Angebot sinke.

Saylor nennt Satoshi Nakamoto damit nicht beim Namen. Aber wer „lost coins“ sagt, meint zwangsläufig auch den größten Elefanten im Raum: den riesigen Bestand, der Satoshi zugeschrieben wird. Wie groß ist der? Die bekannte Schätzung liegt bei rund 1,1 Millionen BTC, basierend auf frühen Mining-Mustern („Patoshi Pattern“) – belegt ist das nicht, aber es ist die Zahl, mit der die Szene seit Jahren arbeitet.

Saylor liefert damit eine Steilvorlage: Wenn Bitcoin irgendwann auf post-quantum Signaturen umstellt und alte Signaturen „auslaufen“ lässt, dann würden Coins, die nicht rechtzeitig migrieren, faktisch unspendbar. Nicht aus der Blockchain „gelöscht“, aber eben doch komplett aus dem Verkehr gezogen. Währenddessen kauft Saylor natürlich fleißig weiter ein: zuletzt 10.000 Bitcoin für etwa 1 Milliarde.

Warum die Satoshis Coins mit BIP360 einfrieren würden

Heute hängt die Sicherheit von Bitcoin-UTXOs an Kryptografie (ECDSA/Schnorr), die theoretisch von einem ausreichend starken Quantencomputer angegriffen werden könnte.

Genau deshalb gibt es inzwischen konkrete Vorschläge, quantenresistente Output-Typen in Bitcoin einzubauen. Einer der lautesten Entwürfe ist BIP360, der neue „pay-to-quantum-resistant-hash“-Adressen und mehrere post-quantum Signaturalternativen vorsieht – und ausdrücklich darauf hinweist, dass „Taproot & Satoshi’s coins“ nicht quantenresistent seien.

Parallel dazu kursiert in der Entwickler-Mailingliste der Post-Quantum-Migration-Vorschlag: erst das Senden an „quantenanfällige“ Adressen stoppen, später (Flag Day) alte ECDSA/Schnorr-Spends ungültig machen. Aber da wird es politisch.

BIP360: Ein Freeze ist kein Feature, das ist eine Machtfrage

Denn wenn das Netzwerk beschließt, dass bestimmte Coins nicht mehr bewegt werden dürfen, ist der Damm zumindest theoretisch gebrochen: Heute geht es „nur“ um Quantum-Schutz. Morgen irgendein anderer „guter Grund“.

Das bringt die Hardcore-Bitcoin-DNA ins Spiel: Zensurresistenz, Eigentum, keine Ausnahmen. Entsprechend hart fällt die Kritik in der Szene aus. On-Chain-Analyst bei CheckonChain schreibt sinngemäß: In dem Moment, in die Migration als Idee aufkommt, gäbe es dafür „keinen Konsens“ in Bitcoin. Man solle stattdessen sich auf Quantencomputer-sichere Wallets fokussieren und den Markt selbst den Rest lösen lassen.

Auf der anderen Seite der Debatte wird argumentiert: Wenn wirklich ein kryptografisch relevanter Quantencomputer auftaucht, ist Nichtstun auch keine Option. Dann ginge es nämlich schnell um Schadensbegrenzung. Dass Regierungen und Standardisierer längst Richtung post-quantum drängen, zeigt etwa NIST, eine offizielle Website der USA, mit finalisierten PQ-Standards und dem Appell, möglichst früh zu migrieren.

Fazit

Saylor hat eigentlich ja Recht: Bitcoin muss post-quantum vorbereiten und zwar bevor es brennt. Aber „Freeze“ als vermeintlichen Bonus („Supply comes down“) zu verkaufen, ist rhetorisch brandgefährlich. Jedenfalls kommt es in der Bitcoin-Community nicht gut an. Ob Satoshis Coins durch BIP360 „sterben“ würden? Möglich – aber das entscheidet nicht Saylor.

Bitcoin News
Pia Messerschmitt

Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.

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