Vanguard sieht Bitcoin als ein Labubu Spielzeug, aber setzt auf Krypto-ETFs

Trotz Skepsis gegenüber Bitcoin ermöglicht Vanguard erstmals den Handel mit Krypto-ETFs – ein Zeichen für Wandel und strategische Anpassung.

Sergei Timurov von Sergei Timurov Updated 6 Min. read
Vanguard sieht Bitcoin als ein Labubu Spielzeug, aber setzt auf Krypto-ETFs

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein führender Vanguard-Manager vergleicht Bitcoin mit einem digitalen Sammlerobjekt und kritisiert die fehlende Substanz für Langfristinvestitionen.
  • Trotz weiterhin geäußerter Skepsis ermöglicht Vanguard seinen Kunden erstmals den Handel mit Krypto-ETFs.
  • Die Strategie reflektiert einen Spagat zwischen Zurückhaltung und Anpassung an den wachsenden Krypto-Markt.

Ob Faszination, Skepsis oder handfester Wandel – die Kryptobranche bleibt in Bewegung. Nun sorgt ausgerechnet eine Aussage aus der Chefetage des US-Vermögensverwalters Vanguard für Aufsehen: Ein hochrangiger Manager vergleicht Bitcoin mit einem digitalen Spielzeug und wirft dem Coin fehlenden wirtschaftlichen Nutzen vor.

Dennoch öffnet das traditionsreiche Investmenthaus seinen Kundinnen und Kunden die Türen zur Krypto-Welt und lässt erstmals den Handel mit Krypto-ETFs zu. Was steckt wirklich hinter Vanguards scheinbar widersprüchlichem Kurs? Und wie ist die Strategie am Krypto-Markt zu bewerten? Wer sich für das Zusammenspiel von Skepsis, Traditionsbruch und Innovation im Finanzgeschäft interessiert, sollte jetzt weiterlesen.

Vanguard-Manager: Bitcoin ist ein „digitales Labubu“

Der aktuelle Umbruch bei Vanguard fällt mit markanten Worten von John Ameriks, Leiter des Bereichs quantitative Aktien bei Vanguard, zusammen. Ameriks äußerte sich auf einer Branchenkonferenz in New York und verglich Bitcoin mit einem „digitalen Labubu“ – einem plüschigen Sammlerobjekt, das vor allem durch virale Trends für Aufsehen sorgte.

Den Coin sieht der Manager vielmehr als Spekulationsobjekt ohne nachhaltige wirtschaftliche Substanz. Insbesondere würde Bitcoin die für Vanguard entscheidenden Kriterien wie Cashflow oder Wertsteigerung durch Zinseszinseffekt fehlen, was die Kryptowährung kaum als langfristige Kapitalanlage qualifiziere.


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Traditionsunternehmen mit neuem Kurs: Krypto-ETFs bei Vanguard

Obwohl Vanguards Führungsspitze weiterhin zurückhaltend bleibt, ist die strategische Weichenstellung nicht zu übersehen. Zum ersten Mal können Investorinnen und Investoren auf der Vanguard-Plattform ETFs und Fonds handeln, deren Grundlage BTC, Ethereum, XRP und Solana sind.

Damit öffnet der Branchenriese erstmals einen Zugang zur Krypto-Assetklasse – ein Schritt, der in der Branche als Signal des Aufbruchs und als Anpassung an neue Kundenbedürfnisse gewertet wird. Bislang galt Vanguard als konservative Bastion und hielt sich bewusst von Krypto-Assets fern. Der neue Kurswechsel folgt der Ernennung von Salim Ramji als CEO 2024, der zuvor als Krypto-Befürworter bekannt wurde.

Kritik trotz Angebot: Vanguard berät nicht zu Krypto

Eine bedeutende Einschränkung bleibt jedoch bestehen: Vanguard stellt klar, dass es keine Anlageberatung für Krypto-Produkte anbieten wird. Die Nutzer handeln auf eigenes Risiko – ohne Empfehlungen oder Hinweise darauf, welche Coins oder ETFs für sie geeignet sein könnten. Diese Distanzierung basiert auf der grundsätzlichen Skepsis der Unternehmensführung gegenüber Kryptowährungen.

Bitcoins Wert sei weiterhin schwer zu greifen, so Ameriks, da es an „überzeugenden Belegen“ für die nachhaltige wirtschaftliche Relevanz der Technologie mangele. Der Fokus liege weiterhin auf klassischen Investments mit stabilen Renditen. Dennoch ist das Unternehmen bereit, den neuen „Kundenhunger“ nach Krypto in reguliertem Rahmen zu bedienen.


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Bitcoin und das Narrativ der Spekulationsblase

Die Aussagen von Ameriks stehen in einer langen Tradition der Skepsis gegenüber Bitcoin, dem oft vorgeworfen wird, eher einer Spekulationsblase als einem nachhaltigen Investment zu ähneln. Bereits in der Vergangenheit wurde Bitcoin mit historischen Manien wie den Tulpenzwiebeln des 17. Jahrhunderts oder Beanie Babies der 1990er Jahre verglichen.

Auch diesmal wird die Skepsis durch Kursentwicklungen bestärkt: Bitcoin fiel zuletzt deutlich, nachdem der Preis von über 126.000 Dollar im Oktober auf rund 90.000 Dollar abstürzte. Kritiker führen solche Schwankungen als Beweis an, dass Gewinnchancen vor allem auf Knappheit und Spekulation beruhen – und weniger auf echten Cashflows oder Anwendungsfällen im Alltag.

Volatilität bleibt zentrale Herausforderung

Jehne größere Finanzinstitute, desto stärker rücken Themen wie Risiko, Schwankungsbreite und Investitionshorizont in den Mittelpunkt. Bitcoin hat laut Experten im Vergleich zu klassischen Assets wie Aktien und Anleihen eine deutlich höhere Volatilität. Die Preisschwankungen der letzten Monate zeigen, wie sehr die Kurse von Nachrichten, Stimmungen und kurzfristigem Übermut beeinflusst werden können.

Während einige Anleger die starken Bewegungen als Chance begreifen, sorgen sie auf institutioneller Ebene für Zurückhaltung. Ameriks betont ausdrücklich, dass die Historie des Bitcoin zu kurz sei, um belastbare Aussagen über sein Verhalten in Krisen, etwa bei Inflation oder geopolitischer Unsicherheit, treffen zu können.


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Wachsender Krypto-Markt und Nachfrage nach ETFs

Trotz aller Kritik bleibt der globale Krypto-Markt ein milliardenschweres Innovationsfeld. Die Nachfrage institutioneller und privater Anleger nach börsengehandelten Fonds mit Krypto-Bezug steigt seit der Einführung der ersten US-Spot-Bitcoin-ETFs deutlich an. Besonders mit den neuen ETFs gewinnen viele traditionelle Anleger einen sicheren Zugang zur Anlageklasse, ohne selbst Coins verwahren zu müssen.

Vanguard verfolgt damit eine klassische Brückenfunktion: Einerseits wird regulatorische Sicherheit und Transparenz betont, andererseits bleibt der tradierte Investment-Fokus klar bestehen. Es ist ein Drahtseilakt zwischen technologischer Offenheit und unternehmerischer Vorsicht – und eine Reaktion auf die Konkurrenz durch andere große Anbieter wie BlackRock oder Fidelity.

Langfristige Strategie oder Zugeständnis an den Zeitgeist?

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass Vanguards jüngster Kurswechsel wohl weit mehr als bloßes „Mitziehen“ mit Branchentrends ist. Wie Ameriks auf der Konferenz erklärt, war die Öffnung für Krypto-ETFs erst möglich, nachdem die ersten Produkte ein „Track Record“ aufbauen konnten und die regulatorischen Parameter klarer wurden.

Die Entscheidung ist pragmatisch: Kunden verlangen Zugang, also wird dieser unter sicheren Rahmenbedingungen ermöglicht – ohne den eigenen Investmentgrundsätzen zu widersprechen. Dennoch sieht das Management Bitcoin primär als ein Asset, das bestenfalls in Ausnahmefällen – etwa bei Inflation oder politischer Instabilität – einen strategischen Wert entfalten könnte.


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Gespaltenes Echo: Anleger zwischen Euphorie und Vorsicht

Die Reaktionen auf Vanguards doppelgleisige Strategie fallen erwartungsgemäß unterschiedlich aus. Besonders jüngere Investoren begrüßen den Schritt und loben die neue Flexibilität. Skeptiker im institutionellen Bereich sehen allerdings das Risiko, klassische Investmentprinzipien aufzuweichen oder Anleger durch fehlende Beratung zu gefährden. Experten betonen, dass die Aufnahme von Krypto-ETFs ein Trend ist, den langfristig kein Anbieter ignorieren kann, ohne Markanteile zu verlieren.

Krypto bleibt ein Balanceakt für Traditionshäuser

Abschließend zeigt das Beispiel Vanguard, wie schwierig der Balanceakt zwischen Tradition, Innovation und Kundenwunsch ist. Das Unternehmen öffnet seinen Anlegern zwar erstmals Türen ins Krypto-Universum, hält sich mit eigenen Empfehlungen aber auffallend zurück. Die Debatte um Bitcoin als „digitales Labubu“ symbolisiert den Kulturwandel in klassischen Finanzhäusern, die sich dem Wandel nicht verschließen können, gleichzeitig aber ihre bewährten Anlagegrundsätze nicht riskieren wollen.

Krypto ist längst mehr als ein Hype – Unternehmen wie Vanguard suchen ihren eigenen Weg, die Risiken im Zaum zu halten und Chancen dennoch gezielt zugänglich zu machen.

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Sergei Timurov

Sergei Timurov ist seit 2016 großer Bitcoin Fan und ihn begeistert die Freiheits Idee sowie die Unabhängigkeit von Bitcoin. Sergei ist Bitcoin Maximalist und der Überzeugung, dass sich nur Bitcoin für einen langfristigen Vermögensaufbau eignet. Neben seinen journalistischen Tätigkeiten betreibt Sergei Bitcoin Mining und Freistil-Ringen sowie kocht köstliche Gerichte aus seiner ursprünglichen Heimat Georgien.

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