Ripple bastelt an einer Ethereum-kompatiblen Sidechain für Smart Contracts und holt tokenisierte Staatsanleihen auf den XRP Ledger. Was bedeutet das für XRP? EVM-Sidechain mit Smafür XRP Ledger kommt Q2 Auf der APEX‑Konferenz in Singapur kündigte Ripples CTO David Schwartz an: Die lang erwartete EVM‑Sidechain für den XRP Ledger (XRPL), die Smart Contracts verfügbar macht, geht […]
By Pia Messerschmitt
Updated
4 mins read
Ripple bastelt an einer Ethereum-kompatiblen Sidechain für Smart Contracts und holt tokenisierte Staatsanleihen auf den XRP Ledger. Was bedeutet das für XRP?
Auf der APEX‑Konferenz in Singapur kündigte Ripples CTO David Schwartz an: Die lang erwartete EVM‑Sidechain für den XRP Ledger (XRPL), die Smart Contracts verfügbar macht, geht noch im zweiten Quartal 2025 live. Entwickelt von Peersyst Technologies auf Basis von evmO, werden dank besagter EVM-Sidechain Smart‑Contracts nativ ausgeführt werden können. Low‑Cost‑/High‑Speed‑Netz des XRP-Ledger, aber mit den Möglichkeiten, die man von Ethereum gewohnt ist.
Im Testnetz haben sich bereits 87 neue Entwicklerorganisationen angemeldet wie aus einem Post auf X hervorgeht. Dort heißt es, es könnte “das größte Entwickler‑Onboarding in der Geschichte von XRP bedeuten”.
XRPL EVM is growing so fast, we needed a map! 🗺️
🌆 87 new entities — most with no prior XRP involvement — are now contributing to the ecosystem: infrastructure, apps, and demand generation.
🌱 In just 2 months of Testnet. Almost all organic.
🌐 XRPL EVM has become the most… pic.twitter.com/EdGKGODYbF
— Peersyst Technology (@Peersyst) June 8, 2025
Was bedeutet das also für XRP? Kurz gesagt: eigentlich ganz schön viel. Mit der EVM‑Kompatibilität wird der XRP Ledger nämlich aus seiner bisherigen Nische herauskatapultiert. Bislang war XRP vor allem für schnelle und günstige Zahlungen bekannt, quasi SWIFT aber auf Blockchain. Doch jetzt werden auch DeFi‑Protokolle, NFT‑Marktplätze und dApps danke Smart-Contract-Funktionalität bald ganz selbstverständlich auf dem XRP Ledger laufen.
Für Entwickler heißt das: Sie können weiterhin mit Tools arbeiten, die sie aus dem Ethereum-Kosmos bereits kennen, aber das Ganze auf einer schnelleren und günstigeren Infrastruktur.
XRP schickt sich an, eine echte Allround‑Blockchain zu werden und entfernt sich damit etwas vom klassischen Ripple‑Narrativ. Denn der Einsatz der Sidechain kann tatsächlich nicht nur neue Anwendungsfälle kreieren, sondern auch durch die breite institutionelle Unterstützung Krypto wieder einen Schritt weiter im Mainstream etablieren.
Parallel zur technischen Öffnung des XRP Ledgers in Richtung Smart Contracts zieht Ripple im institutionellen Bereich leise die nächste große Nummer durch: so verkündet Ripple zusammen mit Ondo Finance die Integration tokenisierter US‑Staatsanleihen (OUSG) auf dem XRP-Ledger. Die Abwicklung erfolgt über RLUSD, dem hauseigenen Stablecoin. So entsteht eine Möglichkeit für durchgängigen Handel ohne die typischen Einschränkungen klassischer Bankzeiten.
Nach Angaben von Ondo beläuft sich das Volumen der bereits auf dem Ledger eingebrachten US-Staatsanleihen auf über 670 Millionen US-Dollar. Damit zählt das Angebot zu den derzeit größten öffentlich zugänglichen tokenisierten Treasury-Fonds weltweit. Die Verwahrung der zugrunde liegenden Vermögenswerte übernimmt kein geringerer als BlackRock. Ripple setzt gezielt auf etablierte institutionelle Strukturen, um Vertrauen aufzubauen und regulatorischen Anforderungen zu genügen.
Die Integration von OUSG auf dem XRP Ledger ist Teil eines breiteren Trends, in dem traditionelle Finanzinstrumente zunehmend auf Blockchain-Infrastrukturen migrieren. Die Boston Consulting Group sieht ebenso in der Tokenisierung von Real-World-Assets ein erhebliches Marktpotenzial. Bis 2033 könnte dieser Markt laut einem durchgeführten Report der eben genannten BCG-Group ein Gesamtvolumen von knapp 19 Billionen US-Dollar erreichen.
Der Versuch, technologische Erweiterung immer weiter auf institutioneller Ebende zu etablieren und könnte XRP (und den gesamten Kryptomarkt) in eine komplett neue Phase führen. Nur wie viel Substanz steckt wirklich hinter dem Anspruch?
Mit der geplanten EVM-Sidechain macht XRP einen entscheidenden Schritt in Richtung Entwicklerfreundlichkeit. Kompatibilität mit dem Ethereum-Stack wie MetaMask oder Solidity sorgt dafür, dass sich bestehende Anwendungen deutlich leichter auf den XRP Ledger übertragen lassen. Der Zugang zum Ökosystem wird für Entwickler wesentlich einfacher, können sie doch in “bekanntem Gebiet” weiterprogrammieren.
Auf der anderen Seite positioniert sich Ripple zunehmend als Brücke zwischen TradFi und DeFi. Die Einführung tokenisierter US-Staatsanleihen in Kombination mit dem Stablecoin RLUSD sind gerade für institutionelle Investoren interessante Angebote, weil regulatorisch alles sicher ist.
Ein dritter wichtiger Aspekt ist die zunehmende Trennung von XRP und Ripple selbst. Während XRP lange Zeit vor allem als technisches Vehikel für Ripples Unternehmenslösungen wahrgenommen wurde, könnte die neue Ausrichtung dem Token eine eigenständigere Rolle verschaffen. Damit wäre XRP nicht mehr ausschließlich vom Erfolg des Ripple-Konzerns abhängig.
Trotz der positiven Signale gibt es nach wie vor offene Baustellen. Die Zukunft der EVM-Sidechain hängt maßgeblich von der Entwickleraktivität und der tatsächlichen Nutzung im Alltag ab. Auch das Engagement der Validatoren sowie die langfristige wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Netzwerks sind entscheidend.
Hinzu kommt die regulatorische Lage: Auch wenn der Streit mit der SEC nun endlich offiziell beigelegt wurde, ist gerade im Hinblick auf Stablecoins und tokenisierte Wertpapiere einfach noch vieles unklar.
Zudem sorgen makroökonomische Faktoren für Angst am Finanzmark: Lies hier zur Korrektur des Finanzmarkts aufgrund der jüngsten Eskalation des Israel-Iran-Konflikts.
Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.
