Im Worst Case wäre das Bitcoin-Allzeithoch bereits das finale Top – mit der Aussicht auf einen zähen Bärenmarkt bis Ende 2026.
Altcoins seit 2022 in kollektivem Stresstest, eine breite Altcoin-Season hat bislang nicht stattgefunden.
Durchaus möglich wäre ein Umfeld aus Abverkäufen, kurzen Erholungsrallyes und tieferen Tiefs statt der klassischen Euphoriephase.
Geldpolitik dreht weg von „Quantitative Tightening“.
Statt „Superzyklus“, „Hyperbitcoinization“ und „Altcoin-Season“ dominieren Begriffe wie „Top ist drin“, „Ende des Bullenmarkts, der Bärenmarkt geht los“ oder „neuer Krypto-Winter“. Der Markt diskutiert längst über die Grundsatzfrage: War es das mit diesem Zyklus – und wenn ja, wie lange kann ein möglicher Bärenmarkt dauern?
Was, wenn der Zyklus wirklich vorbei ist?
Die ehrliche Antwort beginnt mit einer unangenehmen Feststellung: Ja, ein Szenario, in dem das Hoch bereits hinter uns liegt und sich Bitcoin bis Ende 2026 in einem zähen Bärenmarkt bewegt, ist realistisch. Demnach wäre das Allzeithoch im Oktober das finale Top gewesen. Die anschließende Abwärtsbewegung wäre dann nicht nur eine schmerzhafte Bereinigung, sondern den Beginn eines strukturellen Bärenmarkts, wie ihn Bitcoin in früheren Zyklen schon erlebt hat.
Charakteristisch wäre eine zermürbende Abfolge von Abverkauf, kurzen Erholungsrallyes und weiteren Tiefs. Zeitlich würde sich dieses Muster grob bis Ende 2026 ziehen. In dieser Spanne liegen auch die klassischen Zyklenböden vergangener Jahre, wenn man vom jeweiligen Hoch aus rechnet.
Dieser Blick ist besonders bitter, weil ihm ein zweites Detail innewohnt: Der aktuelle Zyklus hätte dann keine echte Euphorie erlebt. Keine flächendeckende FOMO, keine durchgezogene Altcoin-Season, kein kollektiver „alles fliegt“-Moment, wie man ihn aus 2017 oder 2021 kennt. Stattdessen eine Art halbfertiger Bullenmarkt mit viel Erwartung, wenig Ekstase und einem abrupten Ende.
Selbst in diesem Szenario gibt es jedoch Zwischenschritte, die sich voneinander unterscheiden lassen. Historisch hat Bitcoin nach der ersten großen Abwärtsbewegung häufig noch einmal in Richtung seines 200-Tage-Durchschnitts angezogen. In der aktuellen Marktphase liegt dieser Bereich grob im Korridor zwischen knapp über 100.000 und etwas darüber. Das wäre eine Kursregion, in der sich viele Marktteilnehmer neu sortieren dürften: für die einen Gelegenheit, Risiko abzubauen, für andere Einstiegspunkt in eine langfristige Akkumulation.
Wer das Bild konsequent zu Ende denkt, landet bei einer klassischen Bärenmarkt-Strategie: Altcoins vorerst in den Hintergrund rücken und stattdessen Bitcoin kaufen und über einen längeren Zeitraum hinweg per Sparplan einsammeln.
Geldpolitik spricht mindestens für einen letzten Push
Gleichzeitig wäre es fahrlässig, das Ende des Zyklus auszurufen, ohne die makroökonomische Lage zu berücksichtigen, Bitcoin könnte auch vor einem Comeback stehen. Es gibt nämlich noch einige Kontraargumente gegen die Bärenmarkt-Erzählung. Die relevante Frage lautet: Wer entscheidet eigentlich über „Risk-on“ – ein abstrakter Vierjahreszyklus oder die Zentralbanken?
In früheren Bullenmärkten passte beides erstaunlich gut zusammen. Bitcoin-Halvings, expansive US-Geldpolitik und globale Liquiditätswellen liefen fast im Gleichschritt. Im aktuellen Zyklus dagegen ist einiges aus dem Takt geraten. Handelskonflikte, Strafzölle, eine lange Phase restriktiver Geldpolitik und politische Risiken haben dafür gesorgt, dass der klassische Krypto-Zyklus deutlich holpriger verläuft.
Spannend ist der Zeitpunkt, an dem wir uns Ende 2025 befinden. Die US-Notenbank hat den aktiven Bilanzabbau beendet, das „Quantitative Tightening“ ist pausiert. Der Zinszyklus hat erkennbar gedreht, erste Senkungen sind erfolgt, weitere werden eingepreist. Andere große Wirtschaftsräume legen Konjunkturprogramme auf, China stemmt milliardenschwere Investitionspakete, Japan versucht, mit fiskalischen Impulsen gegenzusteuern, viele Schwellenländer haben ihre Leitzinsen deutlich gesenkt.
In Summe entsteht ein Bild, das man kaum anders als einen vorsichtigen Übergang zurück in ein Risk-on-Umfeld beschreiben kann. Das bedeutet nicht, dass plötzlich zinsfreies Geld durchs System fließt wie 2020. Aber es bedeutet zumindest, dass der permanente Gegenwind, der Risikoassets seit 2022 begleitet hat, abnimmt. Ohne ausreichend Dollarliquidität gibt es keine ernsthafte Rallye; nur mit wachsender Liquidität steigt die Chance, dass der Zyklus noch einen letzten, späten Aufwärtsakt liefert.
The Fed has officially ended QT
But that’s not all
They also dropped the hint for QE by injecting $13.5 billion into the banking system overnight
The 2nd overnight repo operation since COVID
And overnight repo operations just doesn’t happen without a reason
Seit 2022 hat der Markt für Altcoins einen kollektiven Stresstest hinter sich. Einzelne Projekte konnten sich mit klaren Narrativen und starken Communities behaupten, viele andere haben über zwei, drei Jahre hinweg nichts anderes als eine langsame Reise nach unten erlebt. Zwischenzeitliche Pumps änderten wenig am Gesamtbild: Es gab keine breite, parabolische Rallye, wie sie 2017 oder 2021 die Endphase des Zyklus geprägt hat.
Parallel dazu ist die Bitcoin-Dominanz hoch geblieben. Der Marktführer hat den Löwenanteil der neuen Nachfrage auf sich gezogen, während Altcoins im Schatten stehen. Eine klassische Altcoin-Season, in der Bitcoin seitwärts oder leicht abwärts läuft, während große und mittlere Token im Kollektiv neue Hochs markieren, fehlt bislang.
Damit steht der Markt vor einem Dilemma. Entweder der Zyklus endet tatsächlich ohne ausgeprägte Altcoin-Phase – dann hätte sich die Struktur zugunsten von Bitcoin und wenigen großen Plattformen dauerhaft verschoben. Oder die aktuelle Schwäche ist nur die Vorbereitung auf eine späte, dafür umso heftigere Bullenphase in einem engeren Kreis von qualitativ hochwertigen Altcoins.
Welche Altcoins 2025 überhaupt noch Potenzial haben, fasst dieser Überblick zu den besten Altcoins zusammen.
Die nächste Bitcoin-Rallye wird nicht gefeiert, sie wird geleugnet. Noch.
Die Frage, ob der Zyklus zu Ende ist oder nicht, lässt sich heute nicht endgültig beantworten. Was sich aber steuern lässt, ist der Umgang mit dem eigenen Risiko.
Erstens lohnt es sich, brutal ehrlich auf das eigene Engagement zu schauen. Wer ohnehin schon mehr Kapital im Kryptomarkt gebunden hat, als er sich leisten kann oder will, muss nicht noch nachlegen, nur weil Kurse gefallen sind. In diesem Fall kann eine abwartende Haltung sinnvoll sein: keine neuen Altcoin-Käufe, keine zusätzlichen Hebel, sondern Beobachten, wie sich Marktstruktur und Makro weiter entwickeln. Sollte Bitcoin tatsächlich noch einmal in Richtung seiner großen Widerstandszone um den 200-Tage-Durchschnitt laufen, wäre das ein logischer Zeitpunkt, um Altcoin-Risiko zu reduzieren, statt aus Panik am Tief zu verkaufen.
Zweitens kann eine vorsichtig optimistische Haltung rational sein, wenn man von einem letzten Aufwärtsakt überzeugt ist. Dann geht es nicht darum, den Boden auf den Dollar genau zu treffen, sondern die eigene Strategie zu strukturieren. Käufe an schwachen Tagen, Fokus auf große, liquide Projekte wie Bitcoin, Ethereum und ausgewählte Plattform-Altcoins, diszipliniertes Risikomanagement beim Nachkaufen – das ist unspektakulär, aber deutlich robuster als das Hinterherlaufen hinter jedem kurzfristigen Narrativ.
Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.
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