Die fabelhafte Geschichte des Geldes: Arte-Doku erklärt Bitcoin

ARTE erzählt in „Von der Münze zum Bitcoin“ die Geschichte des Geldes bis hin zu Bitcoin als digitalem Gold – und bringt das „digitale Gold“ weiter Richtung Mainstream.

Pia Messerschmitt von Pia Messerschmitt Updated 5 Min. read
Die fabelhafte Geschichte des Geldes: Arte-Doku erklärt Bitcoin

Das Wichtigste in Kürze

  • ARTE widmet Bitcoin eine eigene Folge in der vierteiligen Doku-Reihe „Die fabelhafte Geschichte des Geldes (4/4): Von der Münze zum Bitcoin“ – aktuell in der Mediathek abrufbar.
  • Die Episode erzählt den Bogen von antiken Münzen über Papiergeld, Goldstandard, Hyperinflation und Finanzkrisen bis hin zu Bitcoin als „digitaler Antwort auf das Edelmetall“.
  • Das Narrativ von Bitcoin als digitales Gold kommt nach und nach im Mainstream an.

In der wieder ausgestrahlten Arte-Serienreihe „Die fabelhafte Geschichte des Geldes (4/4): Von der Münze zum Bitcoin“ verfolgt der Sender die Entwicklung von Kriegskassen und Goldmünzen über Papiergeld, Hyperinflation und Fiat-System bis hin zu Bitcoin – und zeichnet die Kryptowährung dabei erkennbar als digitale Fortsetzung eines jahrhundertealten Geldnarrativs. Eine Zusammenfassung.

ARTE zeigt die Geld-Entwicklung: Von der Kriegskasse bis zu Bitcoin

Die öffentlich-rechtlichen Sender entdecken Bitcoin wieder. ARTE strahlt derzeit wieder die im Jahr 2023 gedrehte vierteilige Reihe „Die fabelhafte Geschichte des Geldes“ aus, deren vierte Abschlussfolge „Von der Münze zum Bitcoin“ den Bogen von Kauri-Muscheln und lydischen Silbermünzen über Papiergeld und Banknoten bis in die Gegenwart schlägt und explizit bei Bitcoin endet.

Laut der offiziellen ARTE-Beschreibung fragt die Serie, „wie und warum das Geld in die Welt kam“ und zeigt, dass Münzen ursprünglich vor allem dazu dienten, Armeen zu finanzieren und Kriege zu führen. Die vierte Folge widmet sich dabei der Frage, „wie das Geld virtuell wurde“: vom Papiergeld in China über die Abkehr vom Goldstandard bis hin zu Bitcoin.

Geld als Machtwerkzeug: Münzen und Papiergeld

Die ARTE-Reihe zeigt zunächst, wie im antiken Königreich Lydien im 7. Jahrhundert vor Christus erste geprägte Münzen entstanden und sich als standardisiertes Zahlungsmittel in Handel und Kriegführung durchsetzten.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt laut Doku-Material auf dem chinesischen Papiergeld: Schon in der Song-Dynastie kursierten staatlich garantierte Geldscheine, während Europa noch Münzen hortete oder versteckte. ARTE arbeitete dann perfekt heraus, wie revolutionär die Idee war, dass „Baumrinde“ (also Papier) Gold und Silber ersetzen kann, solange Staat und Gesellschaft das akzeptieren.

Von dort springt der Film in die frühe Neuzeit nach London: Goldschmiede werden zu Vorläufern von Banken, weil sie Tresore haben, Einlagen entgegennehmen und dafür Quittungen ausstellen. Diese Schuldscheine beginnen, selbst als Geld im Umlauf zu zirkulieren.

Die Doku zeichnet nach, wie daraus das Fractional-Reserve-Bankwesen entsteht: Banker geben mehr Schuldscheine aus, als sie tatsächlich Gold hinterlegt haben. Platzt das Vertrauen – etwa weil ein Monarch seine Schulden nicht bedienen will – kommt es zu Bank Runs und Finanzkrisen. Das wird am Beispiel der englischen Krise von 1672 und der Gründung der Bank of England illustriert, die als private Institution mit königlichem Privileg Noten ausgeben durfte, gedeckt durch Staatsanleihen und Gold.

Hyperinflation und Krieg

Im Mittelteil der Doku wird es deutlich düsterer: Geld als Treibstoff politischer Umbrüche und Kriege. Ein Schwerpunkt ist die französische Revolution und das Papiergeld der Assignaten. Diese wurden ab 1789 auf Grundlage beschlagnahmter Kirchengüter ausgegeben und sollten eigentlich nach dem Verkauf dieser Güter wieder vernichtet werden – doch in der Praxis druckte die Revolution immer mehr Scheine zur Kriegsfinanzierung. Die Folge war eine rapide Entwertung und am Ende nahezu wertloses Papiergeld – eine frühe Lehrstunde in Sachen Inflation durch ungedecktes Papiergeld.

ARTE schlägt den Bogen anschließend zur Hyperinflation der 20er Jahre in der Weimarer Republik: Der Film zeigt die bekannten Bilder von Schubkarren voller Geldscheine und Tapeten aus Banknoten. Historisch ist belegt, dass die Reichsmark 1923 innerhalb weniger Monate praktisch wertlos wurde; der US-Dollar sprang von 4,2 Mark (1914) zeitweise auf Billionenbeträge.

Die Doku arbeitet anhand dieser Beispiele vor allem einen Punkt heraus: Geld ist ein Vertrauenskonstrukt – bricht dieses Vertrauen, folgen politische Radikalisierung, soziale Verwerfungen und Währungsreformen.

Vom Goldstandard zu Fiat und Bitcoin als digitales Gold

Im letzten Drittel schwenkt die Doku in das 20. und 21. Jahrhundert: Goldstandard, Weltwirtschaftskrise, Bretton Woods und der Nixon-Schock von 1971, als die USA die Goldeinlösbarkeit des Dollars endgültig aufheben.

Von da an, so die Erzählung, basiert das internationale Währungssystem vollständig auf Fiatgeld, dessen Menge durch Zentralbankentscheidungen und Kreditvergabe bestimmt wird. In der Doku heißt es explizit es sei eine „freie Geldproduktion ohne materielle Beschränkung“, seit der Dollar nicht mehr durch Gold gedeckt ist.

Der Film verknüpft diese Entwicklung mit der Finanzkrise 2008 und verweist dann darauf, dass im selben Jahr Bitcoin als Gegenentwurf zur klassischen Geldordnung vorgeschlagen wurde.

Die Doku greift damit eine Interpretation auf, die in der Kryptoszene sowieso, aber auch in der wissenschaftlichen und publizistischen Debatte verbreitet ist: Bitcoin als eine Art „digitales Gold“ mit fest begrenzter Menge von maximal 21 Millionen Einheiten, deren Ausgabe über das Halving strikt geregelt ist. Zahlreiche Analysen – etwa von Ökonomen wie Saifedean Ammous oder in Übersichtsartikeln zu „hartem Geld im 21. Jahrhundert“ – argumentieren ähnlich: Bitcoin übernehme die Knappheitsfunktion von Gold, ohne dessen physische Nachteile.

Für die Zuschauer übersetzt ARTE dieses abstrakte Konzept visuell: Mining-Farmen in stillgelegten Industriehallen, Milliarden von Hashes pro Sekunde, Stromverbrauch, der die Analogie zum Goldschürfen im Bergwerk greifbar machen soll. Das Grundprinzip – Proof-of-Work, begrenzte Geldmenge, Belohnung über Blocksubsidy.

Bild mit Goldbarren und Bitcoin-Symbol in dramatischen Farben, Darstellung der Tokenisierung von Gold auf der Blockchain.

Warum ist Bitcoin jetzt wider im öffentlich-rechtlichen Fernsehen?

Interessant ist der Zeitpunkt der erneuten Ausstrahlung: Die Doku läuft, während Bitcoin nach neuen Allzeithochs im Oktober in eine volatile Konsolidierungsphase eingetreten ist.

Gleichzeitig verzeichnet der Markt starke Zuflüsse in Bitcoin-ETFs und andere Krypto-Fonds. Interessant: Bitcoin-ETFs und XRP-Fonds im Aufwind.

Parallel dazu erhöht sich der Druck auf Banken, selbst Krypto-Dienstleistungen anzubieten. So warnte erst kürzlich der OCC-Chef, dass alle Banken, die Bitcoin und Krypto blockieren, ihre eigene Existenz riskieren würden.

Vor diesem Hintergrund bekommt eine ARTE-Doku, die Bitcoin im öffentlich-rechtlichen Umfeld nicht als „Internetblase“, sondern als Antwort auf die Schwächen des Papiergeldsystems inszeniert, eine zusätzliche Bedeutung: Sie verschiebt die Diskussion weg von kurzfristigen Kurskapriolen hin zur Frage nach der Architektur des Geldsystems.

Fazit

Wenn Geld immer ein gesellschaftlicher Vertrag war – wie stabil ist ein System, das auf unbegrenzter Fiat-Geldschöpfung beruht, sobald es eine glaubhafte Alternative mit programmierter Knappheit gibt? Die Doku beantwortet das nicht endgültig, aber sie verankert Bitcoin genau dort, wo die Debatte inzwischen tatsächlich geführt wird: nicht im Tech-Nerd-Keller, sondern im historischen Vergleich zu Gold, Kriegsfinanzierung und Währungsreformen.

Ob man die Erzählung vom „digitalen Gold“ teilt oder nicht – wer verstehen will, warum Bitcoin heute so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, bekommt mit „Von der Münze zum Bitcoin“ einen ungewöhnlich zugänglichen Einstieg in genau diese Diskussion.

Bitcoin DE
Pia Messerschmitt

Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.

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