Krypto-News: Folgt ein grüner Dezember auf den roten November?
Der November war für Bitcoin bärisch, doch aktuelle On-Chain- und Makrodaten deuten auf ein verbessertes Chance-Risiko-Verhältnis hin. Kommt nun der grüne Dezember?
Bitcoin fällt im November zeitweise deutlich unter 90.000 US-Dollar, scheint sich aktuell aber wieder über Wasser zu halten.
Rekordabflüsse aus US-Spot-Bitcoin-ETFs verschärfen Druck.
Quantitative Tightening seit 1 Dezember gestoppt.
On-Chain- und Derivatedaten zeigen ausgedünnte Long-Positionen und steigende Short-Bestände.
Der November war für Bitcoin alles andere als besinnlich. Nach einem Rekordhoch im Oktober ist der Markt in den vergangenen Wochen in eine harte Realität aus ETF-Abflüssen, gehebelten Zwangsliquidationen und wachsender Makro-Unsicherheit gekracht. Statt erwarteter Jahresendrally gab es „roten November“. Aktuell wirkt der Markt jedoch, als würde er sich neu sortieren. Der Bitcoin-Kurs hat sich zurück über die 90.000 US-Dollar gekämpft, die US-Notenbank hat ihr Quantitative Tightening zum 1. Dezember gestoppt und die Derivate-Daten zeigen ein deutlich verändertes Kräfteverhältnis zwischen Long- und Short-Positionen. Die entscheidende Frage lautet daher: War der November der Beginn eines größeren Trendbruchs oder einfach ein brutaler Shake-out vor einem potenziell grünen Dezember?
Der rote November: Bitcoin rutscht unter 90.000 US-Dollar
Die Nerven vieler Krypto-Anleger liegen Ende November sichtbar blank. Nachdem Bitcoin Anfang Oktober noch ein Rekordhoch von rund 126.000 US-Dollar markiert hatte, ist die Stimmung deutlich eingeknickt. In der zweiten Novemberhälfte beschleunigt sich die Korrektur und Bitcoin crasht: Am 19. November rutscht Bitcoin zum ersten Mal wieder unter 90.000 US-Dollar und nur zwei Tage später sackt der Kurs noch deuticher auf rund 82.000 US-Dollar ab. Das war der tiefsten Stand seit sieben Monaten. Am heutigen Tag hat sich der Kurs wieder über die 90.000 US-Dollar Marke gekämpft und notiert zur Zeit des Schreibens bei rund 91.500 US-Dollar.
Handelt es sich vielleicht einfach um eine im Kontext des laufenden Zyklus nicht untypische Korrektur?
ETF-Blutbad und Hebel-Washout
Daten von Farside zeigen außerdem, dass die US-Spot-Bitcoin-ETFs im gesamten November Nettoabflüsse von über drei Milliarden US-Dollar verbuchen. Damit wird der Monat zu einem der schwächsten ETF-Monate seit Zulassung.
Aber die Kursbewegung ist nicht allein ein Spot-Markt-Phänomen. Schon seit dem Rekordhoch im Oktober hatten sich große gehebelte Long-Positionen in den Derivatemärkten aufgebaut. Coinglass-Daten zeigen, dass seit dem Herbst eine Serie großer Long-Liquidationen ablief; beginnend mit einem massiven Washout im Oktober und weiteren Kaskaden im November. Auch der Dezember startet zunächst mit Liquidationen in Milliardenhöhe, Coinspeaker berichtete.
Die aktuellen Derivate-Daten zeigen, dass viele dieser Longs inzwischen weitgehend „abgefischt“ sind. Gleichzeitig zeigt die Liquidations-Heatmap inzwischen deutlich größere potenzielle Short-Liquidationsvolumina oberhalb der aktuellen Handelsspanne: Bereits bei Kursen oberhalb von rund 93.000 US-Dollar könnten demnach Short-Positionen im Wert von über einer Milliarde US-Dollar liquidiert werden.
Das Chance-Risiko-Profil dreht sich damit schrittweise: Während im Oktober noch überwiegend Longs aus dem Markt gefegt wurden, sind es Ende November zunehmend Shorts, die sich aufgestaut haben. Aber ob daraus tatsächlich ein Short Squeeze mit schnellen Bewegungen zurück in Richtung sechsstelligem Bereich entsteht, hängt von der Spot-Nachfrage und der übergeordneten Liquidität im Finanzsystem ab; immerhin beides Faktoren, die sich derzeit im Umbruch befinden.
Fed stoppt QT: Liquiditätsschub incoming
Parallel zum ETF- und Derivate-Stress hat sich auf der Makro-Seite Entscheidendes getan. Seit 1. Dezember ist das Quantitative Tightening Geschifhte. Neu anfallende Rückflüsse aus fällig werdenden Staatsanleihen sollen ab diesem Zeitpunkt wieder vollständig reinvestiert werden.
Damit wechselt der Kryptomarkt in ein Umfeld, in dem Monat für Monat Liquidität entzogen wurde, hin zu einem neutralen bis positiven Zustand, in dem die Bilanz nicht weiter schrumpft. Von einem neuen Quantitative Easing (QE), also einer aktiven Ausweitung der Geldmenge, ist zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch keine Rede. Mehrere Marktteilnehmer rechnen jedoch damit, dass eine Rückkehr zu expansiver Geldpolitik spätestens bei stärkeren Konjunkturschwächen wieder auf der Agenda stehen dürfte.
Der ehemalige BitMEX-CEO Arthur Hayes ist der Meinung, dass das Ende von QT ein entscheidender Wendepunkt für Bitcoin sein könnte. Er erwartet zwar kurzfristig „chop“ und mögliche Tiefs im Bereich niedriger 80.000er Kurse, sieht aber in der besseren Dollar-Liquidität und dem Stopp des Bilanzabbaus mittelfristig Rückenwind für Risikoassets wie Bitcoin.
Damit könnte sich das Muster wieder abspielen, das Krypto-Anleger bereits aus früheren Zyklen kennen: Zuerst zieht die Liquidität die großen Aktienindizes nach oben (was bereits geschieht) und anschließend wandert Risikokapital schrittweise in volatilere Anlagen wie Bitcoin.
Fazit: Warum der Dezember trotz „rotem November“ grün enden könnte
Der Blick auf den „roten November“ ist ernüchternd: ein zweistelliger Rückgang, massive Abflüsse aus US-Spot-Bitcoin-ETFs und ein Markt, der sich gefühlt im Stakkato von Washout zu Washout hangelt. Trotzdem gibt es Argumente, warum der Dezember – bei aller Vorsicht – durchaus das Potenzial für eine grünere Monatskerze hat.
Erstens: Die strukturelle Belastung durch gehebelte Long-Positionen ist weitgehend abgebaut. Die Liquidationsserien im Oktober und November haben den Markt einmal kräftig durchgeschüttelt. Viele der aggressiven Longs sind liquidiert, während sich auf der Short-Seite spürbar Volumen aufgebaut hat. Der Markt ist damit deutlich weniger anfällig für einen erneuten Long-Washout, dafür aber wesentlich sensibler für positive Überraschungen, die einen Short Squeeze auslösen könnten.
Zweitens: Mit dem Ende von Quantitative Tightening zum 1. Dezember dreht sich der Liquiditätstakt der US-Notenbank. Statt Monat für Monat Kapital aus dem System zu ziehen, stabilisiert die Fed ihre Bilanz, indem sie Rückflüsse wieder vollständig reinvestiert. Wenn zusätzlich die Erwartung auf erste Zinssenkungen im kommenden Jahr konkreter wird, kann dieser Liquiditätsschwenk auch für Risikoassets wie Bitcoin zum Rückenwind werden.
Drittens: Der erneute Sprung über 90.000 US-Dollar spricht zumindest dafür, dass der Markt die Tiefs nicht kampflos nach unten durchreicht. In Kombination mit ausgedünnten Longs, vollen Short-Büchern und einem Liquiditätsregime, das nicht mehr permanent auf die Bremse tritt, entsteht ein Setup, in dem schon ein moderater Nachfrageimpuls überproportionale Kursbewegungen nach oben auslösen kann.
Garantiert das einen grünen Dezember? Natürlich nicht. ETF-Abflüsse, makroökonomische Schocks oder erneute Liquidationswellen können jederzeit dazwischenfunken. Aber im Vergleich zum Oktober-Hoch steht Bitcoin heute in einem Marktumfeld, in dem das Abwärtsrisiko technischer gesehen etwas entschärft ist, während das Aufwärtspotenzial, gerade bei einem Short Squeeze, intakt bleibt. Für einen versöhnlichen Jahresausklang reicht das vielleicht schon.
Pia ist Web3- und AI-Enthusiastin. Als studierte Geisteswissenschaftlerin liebt sie es, den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Ehemalig im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.
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